BRÜSSEL, 23. Mai 2024 /PRNewswire/ — Das europäische Stromnetz wird durch die ehrgeizige Dekarbonisierung massiv verändert. Ein neues Stromsystem entwickelt sich aus dem traditionellen, übertragungsintensiven Modell, bei dem kleine erneuerbare Energien, Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen direkt an die Verteilungsebene angeschlossen werden. Um diese Entwicklung zu ermöglichen, müssen die Verteilernetzbetreiber (VNB) das Netz ausbauen, modernisieren und digitalisieren. Eurelectric hat eine Studie durchgeführt, um den digitalen Reifegrad der europäischen Verteilernetzbetreiber zu bewerten. Die Digitalisierung kann die Effizienz beim Bau, Betrieb und der Wartung des Stromnetzes erheblich verbessern, doch mehrere Engpässe behindern ihr volles Potenzial.
Heute müssen die Verteilernetzbetreiber eine zuverlässige Stromversorgung gewährleisten, Netzanschlüsse ermöglichen und den Datenfluss zum Schutz der Kunden und der Cybersicherheit sichern. Dennoch bleibt der Netzausbau in Europa hinter der Nachfrage nach neuen Kundenanschlüssen zurück. Die derzeitige Infrastruktur und die technischen Systeme sind oft Jahrzehnte alt und nicht in der Lage, die unzähligen Datenpunkte, die dem Netz hinzugefügt werden, zu nutzen. Auch das Flexibilitätsmanagement ist noch nicht ausgereift genug, um den künftigen Anforderungen gerecht zu werden.
Ein höherer Anteil an erneuerbaren Energien erfordert aufgrund ihres variablen und dezentralen Charakters mehr Netzplanung und bessere Prognosen. Angesichts der Tatsache, dass erneuerbare Energien bis 2030 42,5 % des Endenergieverbrauchs in Europa ausmachen werden, ist eine digital ausgerichtete Infrastruktur eine entscheidende Vorbedingung.
“Es gibt heute viele Möglichkeiten, Netzausbau, -betrieb und -wartung zu digitalisieren, aber um diese in vollem Umfang zu nutzen, müssen die Netzbetreiber durch eine klare Regulierung unterstützt werden, damit sie ihr Geschäft digitalisieren können”, sagt Kristian Ruby, Generalsekretär von Eurelectric.
Im Rahmen der Studie “Wired for Tomorrow” wurde eine Umfrage unter dreißig europäischen Verteilernetzbetreibern durchgeführt. Als größte externe Herausforderung für ein digitalisiertes Netz wurde die Regulierung genannt, gefolgt von einem Mangel an Fachkräften. Im Gegenteil: Dort, wo die Regulierung klar und investitionsfördernd war, wie z. B. im Bereich der Cybersicherheit, war der digitale Reifegrad bei den Verteilernetzbetreibern am höchsten.
Die nationalen Regulierungsbehörden sollten Investitionen in die Digitalisierung fördern, indem sie den Verteilernetzbetreibern einen angemessenen Ausgleich gewähren. Parallel dazu müssen die neuen Rechtsvorschriften, die im Rahmen der doppelten grünen und digitalen Transformation eingeführt wurden – vom Strommarktdesign über die Richtlinie über erneuerbare Energien bis hin zum Daten- und KI-Gesetz – sektorübergreifend kohärent umgesetzt werden, um Überschneidungen und Unstimmigkeiten zu vermeiden.
Und schließlich kann ein digitalisiertes Stromnetz nur dann erfolgreich sein, wenn es von qualifizierten Arbeitskräften bedient werden kann. Die EU kann dazu beitragen, die derzeitige Qualifikationslücke zu schließen, indem sie die Ausbildung formalisiert, Qualifikationsinitiativen entwickelt und eine EU-weit anerkannte Zertifizierung einführt.