Die Aktien des Sportwagenherstellers Porsche könnten in wenigen Wochen an der Börse gehandelt werden. Der Volkswagen-Aufsichtsrat hat den Börsenplänen seiner ertragsstarken Stuttgarter Tochter am späten Montagabend grundsätzlich zugestimmt, wie der Konzern in Wolfsburg bestätigte. Porsche könnte einer der größten europäischen Börsengänge werden. Eine Bewertung von bis zu 80 Milliarden Euro ist möglich.Wie der VW-Konzern weiter erläuterte, haben Vorstand und Aufsichtsrat gemeinsam beschlossen, die geplante Erstnotiz für Ende September oder Anfang Oktober anzustreben. Damit wird die sogenannte „Intention to float“ gestartet, so der Fachbegriff an den Finanzmärkten. Allerdings gelte weiterhin die Einschränkung, dass die endgültige Entscheidung über den Börsengang von den „weiteren Kapitalmarktentwicklungen“ abhängig gemacht werde. „Der Börsengang der Porsche AG gäbe der Transformation von Volkswagen spürbaren Rückenwind“, sagte VW-Finanzvorstand Arno Antlitz.
„Das ist ein historischer Moment für Porsche.“, sagt auch Porsche-Chef Oliver Blume. „Wir glauben, dass ein Börsengang für uns ein neues Kapitel mit größerer Unabhängigkeit als einer der weltweit erfolgreichsten Sportwagenhersteller aufschlagen würde. Wir bekämen die Möglichkeit, unsere Strategie weiter erfolgreich umzusetzen.“
Auch die Familienholding Porsche SE steht hinter den Börsenplänen des gleichnamigen Autoherstellers. Vorstand und Aufsichtsrat der Stuttgarter Holding, in der die Familie Porsche-Piëch ihre Anteile gebündelt hat, gaben den Börsenplänen am Abend ebenfalls grundsätzliche ihre Zustimmung. Die Holding wolle die Transaktion weiterverfolgen „und in die nächste Phase der Vorbereitungen eintreten“, hieß es am Abend. Die Porsche SE – und damit letztlich die Familie – würde vom Börsengang profitieren, weil ihr im Rahmen des IPO zusätzlich ein größeres Aktienpaket des Sportwagenherstellers angedient werden soll.
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Die grundsätzliche Freigabe des Porsche-Börsenganges durch den VW-Aufsichtsrat bedeutet allerdings nicht, dass es auf jeden Fall dazu kommen wird. Die endgültige Entscheidung fällt erst in den nächsten Wochen mit dem Preissetzungsverfahren unter Investoren, mit dem auch die finale Marktkapitalisierung einer künftig börsennotierten Porsche AG bestimmt würde. 60 Milliarden Euro gelten dabei als Schmerzgrenze. Liegt der Porsche-Marktwert darunter, könnte Volkswagen die Börsenpläne doch noch anhalten.
Der Volkswagen-Konzern hat in den vergangenen Jahren wiederholt leidvolle Erfahrungen mit seinen Börsenplänen machen müssen, zum letzten Mal mit der Lastwagen-Sparte Traton, deren Aktien seit gut drei Jahren an der Börse gehandelt werden. Nachdem der VW-Konzern damals zunächst einen Traton-Teilbörsengang angekündigt hatte, wurden die Pläne nach wenigen Wochen wieder verworfen. Noch einige Wochen später kam es dann doch zum IPO, allerdings nur mit zehn Prozent der Traton-Aktien.
Unter Compliance-Gesichtspunkten bringt der geplante Börsengang von Porsche größere Komplikationen mit sich. Denn etliche Topmanager von Volkswagen sitzen zusätzlich auf wichtigen Posten bei der Porsche SE. Das gilt ebenso für etliche Vertreter aus den Aufsichtsräten, besonders für die Familie Porsche-Piëch, die sowohl im Kontrollgremium des Volkswagen-Konzerns als auch in der PSE stark vertreten ist. Das Problem: Der VW-Konzern als Verkäufer hat eigentlich Interesse an einem hohen Verkaufspreis für die Porsche-Anteile. Auf PSE-Seite gilt das genaue Gegenteil, die Familienholdung will möglichst wenig zahlen.
Volkswagen und Porsche haben deshalb eine Reihe von Rechtsgutachten eingeholt, um Interessenskonflikte und mögliche spätere Aktionärsklagen zu vermeiden. Zudem haben die Familienvertreter am Montag in der VW-Aufsichtsratssitzung nicht an der Abstimmung über den Börsengang teilgenommen. Dasselbe gilt für VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch, der zugleich auch Vorstandsvorsitzender der Porsche SE ist.
Unbelastet sind hingegen die meisten Gewerkschaftsfunktionäre und die Vertreter des Landes Niedersachsen. Porsche-Betriebsratschef Werner Weresch durfte wegen möglicher Interessenskonflikte ebenfalls nicht mit abstimmen. Auch die beiden Vertreter der katarischen Staatsholding dürften sich nicht an der Abstimmung beteiligt haben. Das Emirat wird wahrscheinlich als Ankeraktionär einen größeren Teil der Porsche-Aktien übernehmen.
Nach anfänglicher Skepsis wächst unter Investoren inzwischen die Zustimmung zu den Börsenplänen für Porsche. „Wir haben Vertrauen in den Börsengang“, meinte Daniel Röska, Automobilanalyst beim US-amerikanischen Investmenthaus Bernstein. Die abschließende Bewertung von Porsche vor einem offiziellen Börsenstart spiele eine entscheidende Rolle. „Je niedriger die Bewertung ausfällt, umso besser ist es für die Familienholding Porsche SE und umso schlechter für Volkswagen“, so Röska weiter.
Oliver Blume
Der VW-Aufsichtsrat hat den Börsenplänen für Porsche zugestimmt.
(Foto: imago images/ZUMA Wire)
Mit der offiziellen Ankündigung der Börsengangs, der der größte IPO Europas seit mehr als zehn Jahren werden könnte, beginnt die in der Regel vierwöchige Vermarktungsphase. Zunächst wirbt das Porsche-Management rund zwei Wochen lang in Roadshows vor potenziellen Aktionären, dann wird ein Börsenprospekt einschließlich einer Preisspanne für die künftigen Porsche AG-Aktien veröffentlicht.
In den folgenden zwei Wochen können Investoren dann für Porsche-Aktien im sogenannten Bookbuilding bieten. Zum Abschluss dieser Phase setzen die begleitenden Banken den Emissionspreis fest und entscheiden, welche Bieter wie viele Aktien erhalten. Der Autokonzern bestätigte am Abend, dass VW-Großaktionär Katar mit 4,99 Prozent eine der größten Zuteilungen erhalten soll. Anfang Oktober könnte das Porsche-Papier erstmals an der Frankfurter Börse gehandelt werden, wenn das Marktumfeld nicht entscheidend schlechter wird. Auch Privatanleger sollen das Porsche-Papier erwerben können.
>>Read here in the Handelsblatt interview how the new VW CEO Oliver Blume wants to continue to manage Porsche in a personal union.
With the IPO, investors will only be offered a 25 percent stake in the non-voting preferred shares of Porsche AG. By simultaneously selling a 25 percent share of the voting ordinary shares to the Porsche Piëch family, the latter intends to significantly expand their power at the sports car manufacturer. 75 percent of the tribes remain with the Volkswagen Group, in which the families currently hold 53 percent of the voting rights through their holding company Porsche SE.
The parent company Volkswagen could receive 15 billion from the sale of Porsche shares. However, VW wants to distribute around half of this as a special dividend, which should make it easier for the Porsche Piëch family to buy Porsche common shares. VW intends to invest the remaining proceeds in future projects ranging from battery technology to software.
On February 24, VW had already declared its intention to list Porsche in 2022 – exactly on the day the Russian army invaded Ukraine. Since then, there has been uncertainty as to whether Volkswagen can even realize the plans. The high volatility on the capital markets meant that almost no companies dared to list in Europe this year.
In a volatile market, investors usually have to part with existing equity commitments at a loss before they have money available to buy new issues. Their appetite for newbies without a proven track record in the stock market is therefore limited. When it comes to new issues, the accompanying investment banks and consultants look at the volatility index, an indicator of the susceptibility of share prices to fluctuations. According to investment bankers, IPOs are considered feasible if the index is no higher than 20 to 25 points. It becomes critical about that. On Tuesday, the volatility in the Dax was just under 29.
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