German Handelsblatt: Car manufacturer: “VW leaves us hanging in the air” – Volkswagen upsets software experts from Argo AI005831

Volkswagen riskiert bei seinem Rückzug aus dem Joint Venture Argo AI den Verlust von Softwareexperten. Mitarbeitende des Unternehmens, das der Dax-Konzern gemeinschaftlich mit Ford betrieben hat, berichten von zunehmender Frustration durch den Umgang von VW mit ihnen. Auch internen Zahlen zufolge, die das Handelsblatt einsehen konnte, ist Ford deutlich erfolgreicher darin, gefragte Talente an sich zu binden.Ende Oktober hatten die Automobilkonzerne das Aus von Argo AI besiegelt. Das Unternehmen entwickelte Soft- und Hardware für vollautonome Fahrzeuge (im Branchenjargon Level 4 genannt). Doch zuletzt waren Zweifel gewachsen, ob Argo rasche Erfolge erzielen und in die schwarzen Zahlen kommen kann. Als ein geplanter Einstieg von Amazon im Frühjahr scheiterte, konnten sich Ford und VW nicht über die Weiterfinanzierung einigen.
Argo war in der Spitze mehr als sieben Milliarden Dollar wert und hatte über 2000 Mitarbeiter. Die Mehrheit arbeitete in Pittsburgh und Austin, in München beschäftigte Argo mehr als 280 Mitarbeiter. Darunter sind viele Software-Ingenieure, Programmierer und Experten für Künstliche Intelligenz (KI) – Talente, die in der Automobilbranche händeringend gesucht werden.
Ehemalige Argo-Mitarbeiter kritisieren mangelnde Kommunikation bei VW
Kurz nach der Ankündigung, das Argo-Investment abzuschreiben, machte VW noch ein großzügiges Übernahmeangebot. „Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass Ihr Beschäftigungsverhältnis nicht unterbrochen wird“, wurde den deutschen Mitarbeitern in einem internen Memo mitgeteilt. VW plane, die deutsche Argo-Gesellschaft zu übernehmen.

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Der Schritt mag gut gemeint gewesen sein. Bei den an VW angedockten Mitarbeitern herrscht jedoch vor allem Frust. Interne Meetings seien ohne konkrete Informationen verlaufen, hochrangige VW-Manager ließen sich kaum blicken, auch Konzernchef Oliver Blume nicht. Und Arbeit gebe es nach dem Argo-Ende kaum. Eine zweistellige Zahl an Talenten hat bereits gekündigt.
„VW lässt uns in der Luft hängen.“
„Wir sitzen herum“, klagt ein Entwickler. „VW lässt uns in der Luft hängen.“ Ein anderer Mitarbeiter sagt: „Wir sollten autonom fahrende Autos entwickeln. Doch unsere Software interessiert VW nicht mehr. Und woran wir als Nächstes arbeiten sollen, ist unklar.“
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Damit fehlen den Mitarbeitern auf absehbare Zeit interessante Aufgaben. Einige Entwickler sollen künftig die Software des neuen VW-Partners Mobileye aus Israel testen. Andere könnten bei Projekten der VW Nutzfahrzeuge und der VW-Softwaretochter Cariad eingesetzt werden. Für viele heißt es: Däumchen drehen.

„Uns wurde gesagt, dass die Integration Anfang Juni abgeschlossen sein soll. Keiner versteht, warum es so lange dauert“, sagt ein Software-Ingenieur. Zwischenzeitlich als Springer auszuhelfen sei wenig attraktiv. Und auch die Aussicht, bei Cariad anzufangen, reizt das Münchener Team nicht: Die Softwaretochter gelte in der Branche als zweitklassig.
Argo: Schnelle Übernahme der Mitarbeiter bei Ford
Anders ist die Lage in den USA. Ford hat hier – typisch amerikanisch – radikal und schnell gehandelt. Der US-Autobauer entließ die Hälfte der Belegschaft direkt. Vor allem Business-Positionen und Angestellte im Betrieb der Testfahrzeugflotte verloren ihren Job.
Gut lief es hingegen für die meisten Software-Ingenieure, ihnen wurde ein Übernahmeangebot gemacht. Laut Argo-Kreisen nahmen 85 Prozent das Angebot an, womit mehr als 500 Leute zu Ford wechselten.

„Die Stimmung ist ganz gut“, sagt ein Mitarbeiter in Pittsburgh. „Natürlich waren wir enttäuscht. Aber Ford hat schnell einen Plan vorgelegt.“ Statt an Level 4 arbeite man jetzt vor allem an den Assistenzsystemen der Level-3-Projekte von Ford.

Bis Mitte Januar sollen alle Entwickler eine Anschlussaufgabe im Ford-Konzern erhalten. In Pittsburgh können sie bleiben, heißt es laut Konzernkreisen. Ein wichtiges Zeichen: Ford-CEO Jim Farley kam persönlich vorbei.
Anders sieht es bei VW aus: Demnach wurden in den USA nur 60 Prozent der Angebote angenommen, sodass insgesamt weniger als 40 US-Experten zu VW wechselten.
Anfragen von Apple, Nvidia und Tesla
In München quillen bei den deutschen Mitarbeitern derweil die Postfächer über. „Ich habe Anfragen von Apple, Nvidia, Tesla, Cruise und Daimler“, sagt einer. Täglich kämen neue herein. „Manche Personaler sagen: ,Bring doch gleich dein ganzes Team mit.‘“ Auch der Aufbau eines neuen Standorts in München ist für manchen Wettbewerber denkbar, wie E-Mails zeigen, die dem Handelsblatt vorliegen.
Die meisten Kollegen, die er kenne, seien in Bewerbungsverfahren, sagt ein anderer Mitarbeiter. Kündigungen seien an der Tagesordnung. „Ich glaube nicht, dass viele bei Cariad landen werden. Wer gute Angebote bekommt, geht.“

Beobachter wundert die Nachfrage nicht. „Es gibt zu wenige Software-Ingenieure, aber weltweit großen Bedarf an diesen Experten, der sich bis 2030 noch verdreifachen wird“, sagt Christian Koenig. Der Autoexperte hat für Porsche in Nordamerika gearbeitet und führt in Atlanta eine Beratung für E-Mobilität.
Ford habe schnell erkannt, wie wichtig es ist, diese Talente zu halten, und die Argo-Mitarbeiter „zügig anderweitig eingesetzt“. Im Markt werde registriert, dass Wolfsburg bei seinen Leuten anscheinend nicht so schnell und empathisch handle: „Darauf warten Headhunter nur.“
VW will Übernahme der Mitarbeiter von Argo im Juni abschließen
Ein VW-Sprecher erklärt: „Volkswagen arbeitet mit Argo AI in den USA und Deutschland zusammen, um Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung zu ermöglichen.“ Man habe einen „geordneten Prozess“ angestoßen, warte auf eine „kartellrechtliche Genehmigung“ und wolle die Mitarbeiter bei den „vielversprechendsten Projekten im Bereich des autonomen Fahrens“ einsetzen.
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Group circles say that the US employees should primarily end up at VW Commercial Vehicles, where Level 4 development is being pushed. The Munich employees are said to work primarily for Cariad, where Level 3 systems for private cars are being developed.
Two staff meetings have already been held and they hope to be able to complete the takeover of the German Argo company in June. Until then, the developers should be kept busy with more than 80 commissioned works.
A Ford spokeswoman said: “We are proud that hundreds of Argo AI employees have decided to join our mission of bringing automated driving to millions of customers. We can confirm that the team will initially focus on developing a Level 3 autonomous system.” An Argo spokesman declined to comment.

More: VW and Ford are losing a lot of money due to the Argo exit – tough times are ahead for the robotaxi industry
First publication: 12/14/22, 04:00.

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