German Handelsblatt: Electromobility: Entries in lobby register reveal: VW is exploring the construction of a battery plant in Ontario006088

Wenn es bei Volkswagen um potenzielle Standorte für Batteriezellfabriken geht, gibt sich der Konzern üblicherweise schmallippig. Bei der Suche geht es um Fördergelder in Millionenhöhe, verschiedene Regionen treten in Wettbewerb zueinander und überbieten sich gegenseitig. Da ist ein zu frühes Festlegen kontraproduktiv.Nun lässt sich die Suche von Deutschlands größtem Autobauer in einer Region zumindest klarer einkreisen. So zieht Volkswagen in Nordamerika offenbar Ontario als künftige Heimat für eines seiner Batteriezellwerke in Betracht. Das zeigen Einträge im Lobbyregister der kanadischen Provinz.Die Seite des Integritätsbeauftragten von Ontario listet aktuell fünf Einträge für den Volkswagen-Konzern von Anfang Januar 2023 auf – darunter sind eine renommierte Immobilienberatung und zwei Anwaltskanzleien, die den Konzern offenbar in der Sache vertreten.
Den Dokumenten zufolge geht es um die „Untersuchung einer möglichen Produktionsstätte“ in der kanadischen Provinz. Ontario habe angeboten, „das Projekt durch Investitionen und andere Anreizbeiträge zu unterstützen“, heißt es darin. So wolle die Provinz „konkurrenzfähig zu anderen in Betracht gezogenen Standorten“ sein.

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Unter der Nummer PP4740 taucht sogar CEO Oliver Blume persönlich in dem Register auf. Demnach hat der VW-Chef mit insgesamt sieben kanadischen Ministerien den Austausch gesucht. Auch das Büro von Premier Justin Trudeau ist in dem Registereintrag unter „Lobbying Targets“ angegeben.

Lobbyregister von Ontario

Fünf aktuelle Treffer für Volkswagen.

Volkswagen lehnte einen Kommentar zu den Registereinträgen ab. Ein Sprecher bestätigt lediglich, dass der Konzern „derzeit geeignete Standorte für eine erste Gigafactory in Nordamerika“ evaluiere und diese anhand von 100 Faktoren prüfe, dazu gehören zum Beispiel die Verfügbarkeit und der Preis von grünem Strom in einer Region. Bisher seien jedoch „keine Entscheidungen getroffen“, so der Sprecher.
Volkswagen sucht schon länger die Nähe der kanadischen Regierung
In der Tat sind die Dokumente noch kein Beleg dafür, dass Volkswagen seine erste Gigafabrik in Nordamerika in Ontario bauen wird. Allerdings sucht der Konzern in Batteriefragen schon länger die Nähe Kanadas. Im August 2022 unterzeichnete der damalige CEO Herbert Diess mit der Trudeau-Regierung eine Grundsatzvereinbarung („Memorandum of Unterstanding“) zur Batterie-Wertschöpfung und Rohstoffabsicherung.
Im Dezember hatte Volkswagen dann eine Zusatzvereinbarung mit dem kanadischen Wirtschaftsminister François-Philippe Champagne geschlossen. Beide Seiten verständigten sich damals unter anderem darauf, mögliche Standorte für eine Zellfabrik zu identifizieren. Konzernchef Blume bezeichnet Kanada seither als „logische Option“ für die Batteriezellfertigung.

Der nördliche Nachbar der USA ist eines der wenigen Länder in der westlichen Welt, die über wichtige Batterierohstoffe wie Lithium, Nickel oder Kobalt verfügen. Zudem verfolgt das Land eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie und will in den kommenden Jahren komplett auf erneuerbare Energie umschwenken. Schon heute ist Kanada nach Brasilien und China der drittgrößte Erzeuger von Energie aus Wasserkraft.
>> Lesen Sie dazu: Milliarden-Plan: VW will sich an Rohstoffminen in Kanada beteiligen
„Kanada zählt aufgrund seiner Rohstoffvorkommen, der Expertise in der Kathoden- und Anodenherstellung und nicht zuletzt wegen seiner Erfahrung beim Recycling sicher zum engeren Favoritenkreis bei der Standortauswahl“, fasst Christian König zusammen, Auto-Experte in Atlanta und selbst ehemaliger Manager bei der VW-Tochter Porsche.

Kanadas Industrieminister Champagne, VW-Vorstände Schmall und Blume (v.l.) im Dezember 2022

Schulterschluss für E-Mobilität.

(Foto: Volkswagen AG)

Druck entsteht zusätzlich politisch durch den „Inflation Reduction Act“ der US-Regierung von Präsident Joe Biden. Das im August unterzeichnete 430-Milliarden-Dollar-Investitionspaket soll die US-Industrie klima- und zukunftsfest machen.

Doch in den Genuss großzügiger Steuerrabatte kommen Käufer von Elektroautos nur, wenn die Autobauer ihrerseits strikte Vorgaben erfüllen. So müssen die Rohstoffe für Batterien aus einem Land kommen, mit dem die USA ein Freihandelsabkommen haben. Das wäre im Fall Kanadas gegeben. Außerdem muss ein Großteil des Autos und der Batterie in Nordamerika gefertigt werden.
VW: Geschäft in Nordamerika hochfahren, um unabhängiger von China zu werden
Amerika wird für Volkswagen auch deshalb immer wichtiger, weil der Konzern so seine Abhängigkeit von China reduzieren will. So soll VWs Marktanteil nach dem Willen des neuen US-Chefs Pablo Di Si bis 2030 zehn Prozent betragen. Vor allem große Elektro-SUVs sollen den Absatz ankurbeln. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg: Im September 2022 betrug VWs Marktanteil in Amerika gerade einmal 3,5 Prozent.
>> Read: “We urgently need new models” – US boss of VW wants to make himself more independent of Wolfsburg
Volkswagen’s largest plant in North America is in Chattanooga, in the US state of Tennessee. In the city, which directly borders the state of Georgia, VW produces, among other things, its US version of the ID.4 electric model. There is therefore always speculation about a battery cell plant in the region.

As the Handelsblatt learned from corporate circles, Volkswagen decided last week to produce another electric car in North America. It is therefore a compact SUV, smaller than the ID.4. This is to be produced at the US main plant in Chattanooga or in Puebla, Mexico, from the middle of the decade. A spokesman confirmed corresponding plans on request, but did not want to comment on the details.
Large amounts of raw materials have to be moved for a battery. Short transport routes should therefore have high economic priority for Volkswagen. VW has already announced that it will invest in raw material mines in the country.

If we don’t succeed in reducing the (…) quickly and reliably, investments in energy-intensive production or in new battery cell factories in Germany and the EU will no longer be feasible. VW brand boss Thomas Schäfer

In December, the group’s own battery company PowerCo also concluded an agreement with the Belgian materials technology and recycling group Umicore, which is intended to secure VW cathode material for its future battery cell production. To this end, Umicore plans to set up a battery materials factory in Canada – in Kingston, Ontario.
Cathode materials are among the most important substances in a battery. They determine how efficient, reliable and durable a battery is – and how quickly it can be charged. Umicore and VW also cooperate in Europe.

In this country, VW is building a gigafactory in Salzgitter, and another in Valencia, Spain, and in Eastern Europe are considered set. By 2030, VW wants to build a total of six battery cell plants in Europe. However, corporate circles have recently heard that this number is shaky – mainly because of the sharp rise in energy prices.
In a LinkedIn post, brand boss Thomas Schäfer recently even warned: “If we don’t succeed in reducing energy prices in Germany and Europe quickly and reliably, investments in energy-intensive production or in new battery cell factories in Germany and the EU are practically no longer feasible. “Other regions could benefit from that. North America for example.
Cooperation: Felix Holtermann
More: On the way to the green revolution – the “Battery Belt” is Biden’s boldest future project

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