VW-Stammwerk in Wolfsburg
Die Golf-Nachfrage schwächelt, der elektrische Tiguan soll wieder für mehr Produktion sorgen.
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Das Volkswagen-Stammwerk in Wolfsburg war zuletzt nicht voll ausgelastet. Immer wieder standen Bänder in der wichtigen Produktionsstätte still, Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt. Grund ist vor allem die Chipkrise, die bei VW dazu führt, dass Modelle mit hohen Margen zuerst mit den raren Bauteilen und Chips beliefert werden. Und die werden nicht in Wolfsburg gebaut.
Auf einer Betriebsversammlung, zu der auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gekommen war, konnte VW nun eine Ankündigung machen, die die Beschäftigung an dem Standort mittelfristig wieder stärker absichern dürfte.
So soll ab 2026 ein zusätzliches Elektromodell in Wolfsburg gebaut werden. Das neue Modell solle in etwa die Größe des heutigen Tiguan haben und auf einer überarbeiteten Version der aktuellen Elektro-Plattform MEB basieren („MEB plus“). Ein Sprecher bestätigte dem Handelsblatt den Schritt und das Timing.
Bereits im Vorfeld der wichtigen Planungsrunde bei VW vergangene Woche hatte das Handelsblatt berichtet, dass in Wolfsburg ein elektrischer Tiguan gebaut werden soll. Allerdings war bislang nicht klar, ab wann genau das Fahrzeug im Stammwerk vom Band laufen soll.
In Wolfsburg werden neben dem Tiguan auch der Golf, der Touran und der Seat Tarraco gefertigt. Der Standort wird zudem für eine Überlaufproduktion des VW ID.3 aus Zwickau vorbereitet.
Der elektrische Tiguan, der aller Wahrscheinlichkeit nach ID.Tiguan heißen soll, ist eine zeitliche Brücke für VW, bis das wichtige Zukunftsmodell mit dem Arbeitstitel „Trinity“ in Produktion gehen kann. Auch dieses Auto soll in Wolfsburg gebaut werden.
VW: Trinity kommt später, Tiguan füllt die Lücke
Das Trinity-Projekt hatte sich wegen Problemen in der Softwareentwicklung verschoben. Konzernchef Oliver Blume rechnet mit einem Start bis zum Ende des Jahrzehnts, ursprünglich sollte das Modell 2026 auf den Markt kommen – jenem Jahr, in dem nun der Elektro-Tiguan in Wolfsburg kommt.
VW-Chef Oliver Blume
Der Vorstandsvorsitzende erneuerte seine Kritiker an der Abgasnorm Euro 7.
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„Die Lücke, die damit 2026 entsteht, haben wir nun geschlossen“, sagte Betriebsratschefin Daniela Cavallo auf der Betriebsversammlung. Trinity soll eigene Systeme bekommen und auf einer gänzlich neuen Fahrzeugplattform namens SSP fußen. Diese dürfte nach allem, was man aus Konzernkreisen hört, 2028 fertig sein.
Volkswagen hatte bereits Ende des Jahres angekündigt, stärker als bislang auf bekannte Produktreihen des Konzerns zu setzen – auch was das Design betrifft. Viele Kunden wünschten sich, dass Modelle wie der Golf, der GTI oder der Tiguan im Elektrozeitalter eine Zukunft hätten, heißt es aus dem Konzern. Bislang hatte Volkswagen dafür kein Angebot. Das soll sich mit dem ID.Tiguan ändern.
>> Lesen Sie dazu: Erste Planungsrunde für VW-Chef Oliver Blume – Leuchtturm-Projekt Trinity im Fokus
Auf der Betriebsversammlung kündigte Konzernchef Blume außerdem an, dass VW eine rein elektrische Variante des Golfs plane. „Der Golf ist eine Ikone – eine ganze Generation wurde nach ihm benannt“, sagte Blume wörtlich. „Deshalb wollen wir auch Fahrzeuge wie den Golf und den Tiguan ins elektrische Zeitalter überführen.“ Weitere Details nannte Blume jedoch nicht.
Kanzler Scholz zu Besuch bei Volkswagen
Der Golf schwächelte zuletzt als Bestseller in Europa, auch weil sich VW mit anderen Verbrennermodellen wie dem T-Roc und dem Tiguan, aber auch dem Elektroauto ID.3 selbst Konkurrenz machte. Außerdem wurden wegen Teilemangels zuletzt weniger Golf-Modelle produziert als in früheren Jahren.>> Read more: From cash cow to obsolete model? VW Golf loses top spot in Europe
VW is planning another combustion engine version of the Tiguan for this year. The model is one of the most popular cars in Europe and Germany in the core brand’s product portfolio. Unlike the Golf, the car is also very popular outside of these markets and is considered a “world car” within VW.
With his visit on Thursday, Olaf Scholz followed an invitation from VW Group works council chief Cavallo. For Volkswagen, it was the first chancellor’s visit in 15 years. In the run-up to the works meeting, Scholz had visited the Golf production.
For him, according to Scholz, Volkswagen stands for the ‘Germany model’ like “hardly any other company in our country” – with highly developed technology, well-trained specialists “and company cohesion for good work and good wages”. Among other things, Scholz used his visit to gain insights into vocational training at Volkswagen. According to VW, more than 10,000 employees came to Hall 11 for the works meeting with the top politician.
CEO Blume used the visit to reiterate his criticism of the planned tightening of the Euro 7 emissions standard for combustion cars. The proposal cannot be implemented by 2025. “With a view to climate protection, you also have to ask why large sums should still be invested in combustion engines, even though the technology is being phased out,” said Blume.
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