Produktion der VW-Submarke Jetta
Der Konzern plant im Einstiegssegment in China eine neue Partnerschaft.
(Foto: Getty Images)
Der Strategiewechsel des Volkswagen-Konzerns bei Elektroautos in China greift offenbar weiter als bislang bekannt. Wie aus einer internen Unterlage hervorgeht, die dem Handelsblatt vorliegt, will sich VW auch im Elektro-Einstiegssegment unter 150.000 Yuan, umgerechnet etwa 19.000 Euro, Hilfe von einem Partner holen.
Der Schritt, der laut dem Dokument für die Jahre 2025/2026 geplant ist, soll der chinesischen Submarke Jetta zugeordnet sein. Diese gilt in dem Land als preisgünstige Alternative zu den teureren VW-Modellen und bietet bislang ausschließlich Verbrennerfahrzeuge an.
Zudem soll der Partner eigene Kompetenzen für Plug-in-Hybride in dem Einstiegssegment – „A Entry“ genannt – einbringen. Zusammen mit den bisherigen Kooperationen soll die Partnerschaft als „Sicherheitsnetz“ für VWs aktuelle Elektroplattform MEB und deren Nachfolger MEB+ fungieren. Ein Sprecher von Volkswagen China lehnte auf Anfrage einen Kommentar ab.
Elektroautos: VW könnte in China weitere Partnerschaften schließen
Bereits Ende Juli hatte VW eine Plattform-Kooperation mit dem chinesischen Elektroautobauer Xpeng verkündet und sich dazu mit knapp fünf Prozent an dem Unternehmen beteiligt. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Volkswagens Premiummarke Audi in der Elektromobilität Hilfe von VWs chinesischem Joint-Venture-Partner SAIC bekommt.
Aus Konzernkreisen heißt es, dass man weitere Partnerschaften nicht ausschließe. Von einem anderen Insider hieß es, dass die derzeit kommunizierten Partnerschaften lediglich den „Nukleus“ in VWs Chinastrategie bilde und noch weitere Ankündigungen folgen dürften. Volkswagen hat unter Chinavorstand Ralf Brandstätter ein „Zielbild 2030“ für seinen wichtigsten Markt ausgearbeitet, worunter auch eine Stärkung lokaler Partnerschaften fällt.
>>Lesen Sie dazu: VW steigt bei chinesischem Hersteller Xpeng ein
Mit wem genau die Wolfsburger in China im Einstiegsbereich kooperieren, ist bislang unklar. Nach einem lokalen Medienbericht führen VW und sein Joint-Venture-Partner FAW Gespräche mit dem Start-up Zhejiang Leapmotor Technology über eine weitgehende Zusammenarbeit. Demnach könnten Volkswagen und FAW eine von Leapmotor entwickelte Technologieplattform für Jetta übernehmen.
VW-Chinachef Ralf Brandstätter
Leapmotor-Gründer Zhu Jianming hatte erst kürzlich eine neue Fahrzeug-Architektur namens „Four-Leaf Clover“ (vierblättriges Kleeblatt) präsentiert, mit dem der Hersteller preislich auf Elektroautos zwischen 100.000 Yuan (rund 13.000 Euro) und 300.000 Yuan (etwa 38.000 Euro) zielt. Seit Februar hat das Unternehmen auch ein Plug-in-Modell auf dem Markt, das im Absatz schnell steigt.
VW kommentierte die Spekulationen nicht. Aus Konzernkreisen verlautete lediglich, dass verschiedene Partner im Rennen und noch keine finale Entscheidung getroffen sei.
Kooperationen in China als Sicherheitsnetz für VW-Elektrobaukasten
Plattformen sind das Herzstück eines jeden Autos und seit jeher eine Kernkompetenz des Autoriesen VW. Die vielen Partnerschaften dürfen deshalb durchaus als Entzug des Vertrauens in die Fähigkeiten der selbst entwickelten Elektroplattform MEB verstanden werden.
>> Lesen Sie hier: Rabattschlacht bei Elektroautos erreicht Europa
Der „Modulare Elektrobaukasten“ (MEB) ist nach wie vor die am meisten verbreitete Elektroplattform des Konzerns. Auch Konkurrenten wie Ford oder der indische Autobauer Mahindra haben die Technik der Wolfsburger eingekauft, um auf ihrer Basis eigene Elektroautos auf den Markt zu bringen.
Leapmotor-Gründer Zhu Jiangming
Neue Architektur soll Absatz ankurbeln.
(Foto: PR)
Allerdings wird immer wieder Kritik laut, unter anderem was Reichweite und Ladegeschwindigkeit betrifft. In Konzernkreisen ist schon von einem „Offenbarungseid“ in China die Rede, was die Technologie angeht.
In China soll die MEB-Plattform den Plänen nach weiter für die bislang bekannten Elektromodelle ID.3, ID.4, ID.6 und ID.7 genutzt werden. Die Entwicklungen der Partner sollen die Segmente darüber und darunter absichern, bis die einheitliche Elektroplattform SSP eingeführt wird und die bisherige Technologie ablöst. Die Einführung ist frühestens für das Jahr 2028 vorgesehen.
Volkswagen: Neue E-Modelle für China geplant
Bereits bei der Kooperation mit Xpeng betonte Volkswagen, dass man völlig neue Fahrzeuge für den chinesischen Markt entwickle und es nicht um einen Ersatz der auf dem MEB basierenden Modelle gehe. Unter der gleichen Prämisse dürfte auch die Partnerschaft im Einstiegssegment stehen. Bei Audi sollen mithilfe der chinesischen Technik bereits ab dem kommenden Jahr Elektrolimousinen der Baureihen A3 und A4 in Shanghai produziert werden.
>> Also read: Billions for research – but VW still lacks innovations
Volkswagen is coming under increasing pressure in its most important sales market, China. Current insurance data shows that the VW brand is also well behind its electric rival BYD in the first half of the year. In the rapidly growing electrical segment, the Wolfsburg-based company has a market share of just two percent.
Internally, it is expected that the new electric registrations in the People’s Republic will catch up with the classic drives as early as 2025. In addition, there is a price war, which is being felt in particular by volume manufacturers such as Volkswagen. Most recently, VW had offered its entry-level electric vehicle ID.3 in a special campaign in China at a discount of a good 4,600 euros – total price just under 15,000 euros.
It is striking that VW has chosen currently weakening Chinese manufacturers as supporters. Xpeng and the possible partner Leapmotor are currently among the losers in the drive transformation in terms of sales figures. Both manufacturers registered fewer vehicles in China compared to the previous year and lost market share.
More: Private customer business with electric cars collapses in EuropeFirst publication: August 2nd, 2023, 2:19 p.m