Die Zukunft des selbstfahrenden Autos entsteht derzeit nicht nur im Silicon Valley und in Schanghai, sondern auch in Israel. Nicht nur die mittlerweile weltweit bekannte Intel-Tochter Mobileye aus Jerusalem ist weltweit führend bei entsprechenden Sensoren und selbstlernenden Systemen. In der Hafenstadt Tel Aviv entsteht aktuell ein neuer Herausforderer, der mit überlegener Technologie das autonome Fahren besser und günstiger machen will.Autobrains heißt das Start-up von Igal Raichelgauz. Es nutzt selbstlernende Künstliche Intelligenz (KI), um autonome Systeme zu verbessern. So brauchen sie nach eigener Auskunft deutlich weniger Rechenleistung und erzeugen damit weniger Wärme – alles entscheidende Vorteile. Denn mit weniger Energie kommen insbesondere elektrisch angetriebene Autos deutlich weiter.In einer neuen Finanzierungsrunde hat das israelische Start-up nun 120 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt, angeführt von Temasek, dem Staatsfond von Singapur. Damit bewerten sie Autobrains mit geschätzten 2,5 Milliarden Dollar.
Für die frühen Investoren hat sich der Einstieg damit bereits ausgezahlt. Neben dem Autozulieferer Continental gehören auch BMW iVentures, Knorr-Bremse und der vietnamesische Elektrohersteller Vinfast zu den Investoren.
Top-Jobs des Tages
Jetzt die besten Jobs finden undper E-Mail benachrichtigt werden.
Auch der Aufsichtsrat von Autobrains ist prominent besetzt: Der ehemalige Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hat eine siebenstellige Summe in das Start-up investiert und leitet das Aufsehergremium. Er soll dem Start-up die Türen zur Autobranche öffnen. Denn trotz namhafter Investoren aus der Branche verbaut bislang kein Hersteller die Systeme von Autobrains.
Derzeit laufen Gespräche und Tests mit Autoherstellern und Lieferanten. Autobrains versucht, in Deutschland ins Geschäft zu kommen. Neben einem Büro im Silicon Valley und Detroit will die israelische Firma bald eines in Berlin oder München eröffnet.
„Dann wird das Telefon nicht mehr still sein“
Für einen erfolgreichen Markteinstieg muss das Start-up aus Israel beweisen, dass die KI alle Verkehrssituationen mindestens genauso gut beherrscht wie Systeme von Anbietern wie Mobileye, Renesas oder Xilinx. „Es ist nicht einfach, in ein Auto zu kommen“, sagt Investor und Aufsichtsrat Neumann. „Wenn wir es schaffen, dann wird das Telefon nicht mehr still sein, davon bin ich fest überzeugt.“
Denn Autobrains soll die Erfassung der Umgebung für ein autonomes Auto deutlich erleichtern. Bei bisherigen Verfahren wie Deep Learning wird die KI mit Fotos trainiert, um sich im Verkehr korrekt zu verhalten. Dem neuronalen Netz werden Gegenstände wie Bäume, Passanten oder Stopp-Schilder in möglichst großer Anzahl gezeigt. Die Gegenstände werden dafür mit „Labels“ ausgestattet, um eindeutig erkannt zu werden – eine aufwendige Arbeit, meist von Menschen in Handarbeit verrichtet.
Bislang kostet das nicht nur viel Geld, sondern auch Rechenleistung. „Das Versprechen des völlig autonomen Fahrens scheint auf alle Zeiten fünf Jahre entfernt zu sein“, sagte der Autobrains-Chef vor wenigen Monaten, „aber nicht für Autobrains.“
Igal Raichelgauz
Der Vorstandschef von Autobrains forscht schon lange an KI, hat rund 50 Patente auf seinen Namen angemeldet.
Raichelgauz selbst treibt die Entwicklung seiner KI voran. Er selbst kommt – wie viele seiner Mitarbeiter – aus dem israelischen Militär und diente einst selbst in der israelischen Eliteeinheit 8200, die Signale abhört oder Codes knackt. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf 120 verdoppelt.
Gemeinsam arbeiten sie an einer KI, die allen Gegenständen sogenannte einfache „Signaturen“ zuordnet: Linien, Farben oder anderen Strukturen im Bild, ohne dabei ins letzte Detail zu gehen. „Die KI braucht kein Learning“, sagt Neumann. „Sie erkennt einen Fußgänger an der Signatur, die für Fußgänger typisch ist, aber nicht, ob der eine rote oder weiße Jacke trägt.“
Künstliche Intelligenz soll damit ähnlich wie ein Mensch fahren. Auch der konzentriert sich nicht die gesamte Zeit auf alle möglichen Szenarien. Fährt er beispielsweise auf der Autobahn, seien Kreisverkehre „kein Thema“. Das soll die KI von Autobrains mit „Agenten“ nachbilden. Ein hierarchisch aufgebautes neuronales Netz schaltet je nach Situation die erforderlichen Agenten ein.
>> Read more: These are the five hurdles on the way to autonomous driving
The effect: According to Autobrains, the AI only needs ten percent of the computing power compared to conventional neural networks. This is important because less heat is generated on the camera on the windshield or on the vehicle’s central computer – i.e. where the driving data is processed. This means that the systems need less cooling, which saves weight and increases the range, especially in electric cars.
According to Stefan Bratzel, Director of the Center of Automotive Management (CAM), unsupervised artificial intelligence, i.e. “unguided artificial intelligence (AI)”, is “promising”. The AI independently develops systems for object recognition – similar to human perception. Less training data is required for these algorithms and unknown objects are also recognized better, says Bratzel.
“The AI doesn’t need any learning – it recognizes pedestrians by their signature”
Kaspar Sage, Managing Partner of BMW iVentures, also considers the product to be “future-oriented” as a “scalable platform”. Because the algorithms require less processor power and can therefore also be used in inexpensive hardware, they are suitable for widespread use in the market. Sage tells the Handelsblatt that this is a competitive advantage over other providers who use training data.
The self-driving car business is expected to grow strongly: According to Roland Berger estimates, sales in the software market alone for cameras for autonomous driving up to level 2 will amount to 0.9 billion dollars and will grow to 3.4 billion dollars in five years Dollar.
Autobrains has set itself the goal of displacing the big competitor Mobileye in this lucrative market. According to competitor estimates, Mobileye currently controls up to 70 percent of the market for video recognition for autonomous driving. The Intel subsidiary will soon go public for $50 billion.
Karl Thomas Neumann
The former Opel boss discovered Autobrains while visiting various start-ups in Israel.
Investor Neumann is convinced that Autobrains can also challenge the market leader with its technology. The auto industry has a love-hate relationship with Mobileye. Their systems are reliable, but also more expensive because they “only work with Mobileye hardware”. A camera for self-driving functions therefore costs 100 to 120 euros. That’s cheaper.
Jan Mrosik, CEO of Knorr- Bremse, is also impressed by the technology. When the supplier joined Autobrains in November, he said in a press release: Autobrains’ self-learning AI technology has the potential to “decisively shape” the development of driver assistance systems (ADAS) and highly automated autonomous driving (HAD) in the commercial vehicle industry.
“Innovations in the automotive sector often come from start-ups that develop new, groundbreaking ideas,” agrees automotive expert Bratzel.
In the future, the technology will increasingly be taken up by important groups in the automotive and supplier industry. But the competition in the segment is fierce: Autobrains faces strong competition from established providers such as Mobileye or start-ups such as Helm.ai and operates in a field in which many companies “have been active and successful for years”.
More: The brain of Tesla – this is how the electric pioneer works on artificial intelligence