Eigentlich wollte Daniela Cavallo persönlich zur Pressekonferenz kommen und dort das Ergebnis der Betriebsratswahl bei Volkswagen in Wolfsburg verkünden. Doch seit Freitagmorgen war klar, dass es maximal ein digitales Pressegespräch geben würde. Auch die Betriebsratsvorsitzende hat es jetzt erwischt: Am Morgen war sie positiv auf das Coronavirus getestet worden.Vor der Computerkamera war bei ihr kaum etwas von der Infektion zu spüren. Im Gegenteil. Die 46-Jährige ließ ihre Zuhörer die Zufriedenheit über das sehr gute Wahlergebnis spüren. Denn: Sie ist mit einem hohen Stimmenanteil von der Basis bestätigt worden, sie kann auf ihrem Posten weitermachen. „Ich freue mich natürlich über das Ergebnis“, sagte die bisherige und die künftige Betriebsratsvorsitzende von Volkswagen. Die Belegschaft traue der IG Metall zu, künftige Herausforderungen in schwierigen Zeiten zu meistern.
Dabei war schon im Vorfeld klar, dass sie etwas schwierigere Startbedingungen haben würde als ihr langjähriger Vorgänger Bernd Osterloh. Vor vier Jahren hatte Osterloh mit der Wahlliste der IG Metall knapp 86 Prozent der Stimmen geholt, was der Gewerkschaft im Betriebsrat 66 von insgesamt 75 Mandaten bescherte. Osterloh hatte keine besonders große Konkurrenz, nur drei kleinere Wahllisten waren damals gegen die allmächtige IG Metall angetreten.
Daniela Cavallo musste sich während der vergangenen Wochen mit insgesamt sieben weiteren Wahllisten auseinandersetzen. Sechs davon waren mit IG-Metall-Mitgliedern besetzt, letztlich also mit Abtrünnigen aus den eigenen Gewerkschaftsreihen. Prominentester Gegenkandidat war Frank Patta, langjähriger VW-Betriebsrat und zuvor auch Chef der Wolfsburger IG-Metall-Ortsverwaltung, der mit der „Anderen Liste“ bei der Betriebsratswahl antrat.
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Der Wolfsburger VW-Betriebsrat vertritt etwa 67.000 Menschen, die am Stammsitz des Autoherstellers in der Produktion, in der Konzernverwaltung oder in der Fahrzeugentwicklung tätig sind. Der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist hoch, es gibt kaum jemand ohne Mitgliedsbuch: Etwa 90 Prozent der VW-Beschäftigten haben sich der Gewerkschaft angeschlossen. Weil die Belegschaft in den vergangenen vier Jahren etwas geschrumpft ist, gehören dem neuen VW-Betriebsrat künftig nur 73 Mitglieder an.
Daniela Cavallo kann extrem zufrieden sein, dass sie mit knapp 86 Prozent der Stimmen fast genauso gut abgeschnitten hat wie ihr Vorgänger Osterloh. Sie hat sogar die 66 Mandate gehalten, die mit etwas verkleinertem Betriebsrat sogar noch etwas wertvoller geworden sind. Wenn der neue Betriebsrat demnächst zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommt, kann sich die amtierende VW-Betriebsratsvorsitzende ihrer Wiederwahl sicher sein.
Daniela Cavallo hat damit die Feuertaufe ihrer ersten Betriebsratswahl bestanden. Der überwiegende Teil der Belegschaft steht zu ihr, die Basis hat sich zur ersten Frau auf dem Chefposten des Volkswagen-Betriebsrates bekannt. Als sie vor einem knappen Jahr zur neuen Vorsitzenden der Arbeitnehmervertretung gewählt worden war, mussten sich nur die eigenen Gewerkschaftsfunktionäre für sie entschieden. Die Testwahl durch die gesamte VW-Belegschaft stand noch aus.
In dem knappen Jahr ihrer Amtszeit hat Daniela Cavallo einiges an Erfolgen vorzuweisen – was dazu führte, dass eigentlich niemand an ihrer Wiederwahl gezweifelt hat. Offen war nur die Frage, wie gut sie abschneiden würde. Den stärksten Eindruck hatte sie in der Auseinandersetzung mit Konzernchef Herbert Diess Ende vergangenen Jahres hinterlassen. Diess wollte prüfen lassen, ob am Stammsitz Wolfsburg bis zu 35.000 Stellen gestrichen werden können. Die Betriebsratschefin stellte sich dem erfolgreich entgegen, und am Ende hätte Diess sogar fast seinen Chefposten im Konzern verloren.
>>Read here how Volkswagen is dealing with the current crisis.
Election opponent Patta also certifies Daniela Cavallo that she has successfully stood up to the head of the group. “In the end, she personally benefited from the Diess crisis,” he says. You can stand in front of the workforce and refer to your negotiation successes. Patta has to be content with what he sees as a meager four mandates in the new works council.
Daniela Cavallo has even more plus points on the credit side. It has succeeded in bringing electronics production to the Wolfsburg headquarters earlier than planned. From next year, the electric model ID.3 will also be manufactured there. The production of the second generation of Volkswagen electric models, the “Trinity” series, will start much later in Wolfsburg, namely in 2026.
Daniela Cavallo also negotiated successfully when it came to money. The VW employees get an additional bonus of 1,300 euros, although the company’s annual results for 2021 actually spoke against it. There is also another corona bonus for employees and an additional 2000 euros for each employee if the planned IPO of the subsidiary Porsche is successful by the end of this year. With so many financial donations to employees, it almost looks as if the company didn’t want to cause any particular problems for Daniela Cavallo when she was re-elected.
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