Volkswagen versucht einen Neubeginn in den USA. Wie am Mittwoch aus Konzernkreisen verlautete, will der Wolfsburger Autohersteller mit einer weiteren Fahrzeugmarke in Nordamerika antreten. Unter dem Markennamen „Scout“ wird der VW-Konzern in einigen Jahren elektrische Pick-ups und geländegängige SUVs anbieten. Der Aufsichtsrat hat diese Ausweitung des US-Geschäfts am Abend freigegeben.„Scout“ soll eine wesentliche Rolle bei der geplanten Expansion Volkswagens auf dem amerikanischen Automarkt spielen. Konzernchef Herbert Diess hatte in den vergangenen Wochen mehrfach angekündigt, dass VW aus seiner Rolle als Nischenanbieter in den USA herauskommen und seinen Marktanteil deutlich steigern müsse.
„Aktuell sind wir bei vier Prozent. Wir streben zehn Prozent an“, kündigte Diess in der vergangenen Woche bei der Vorlage der jüngsten Quartalsbilanz an. Bis 2030 will der VW-Konzernchef dieses Ziel in den USA erreichen. Gelingt dem Volkswagen-Konzern die Umsetzung dieser Pläne, dann würden die Wolfsburger mehr als zwei Millionen Autos pro Jahr in Nordamerika verkaufen. „Nachdem Volkswagen den Turnaround in den USA geschafft hat, nutzen wir nun die Chance, unsere Position in einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für Elektrofahrzeuge weiter auszubauen“, sagte Diess nach der Entscheidung des Aufsichtsrates.
Die Ausweitung der US-Verkäufe dient nach VW-Angaben auch dem Ziel, die starke Abhängigkeit des Konzerns vom wichtigen chinesischen Automarkt zu reduzieren.
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Marke mit Navistar übernommen
„Scout“ soll ausschließlich elektrische Fahrzeuge anbieten, die robust und geländegängig sein werden. In der Anfangsphase sind zunächst zwei Modelle geplant, ein Pick-up und ein SUV. Ein Verkaufsstart der neuen „Scout“-Fahrzeuge werde voraussichtlich im Jahr 2026 möglich sein, hieß es dazu ergänzend in Wolfsburg.
Volkswagen reagiert mit dem neuen Angebot auf die jüngsten Verkaufserfolge der großen US-Autokonzerne General Motors (GM) und Ford. Elektrische Pick-ups sind bei beiden Konzernen auf längere Sicht ausverkauft. Neue Anbieter wie Tesla und Rivian planen ebenfalls mit hohen Verkaufszahlen für ihre Pick-up-Modelle.
Volkswagen versucht einen Neubeginn in den USA
Die US-Fahne auf dem Kühlergrill eines Volkswagen: Mit einem neuen Tochterunternehmen und der Marke „Scout“ will der VW-Konzern sein Amerika-Geschäft ausbauen.
(Foto: dpa)
Volkswagen rechnet sich gute Chancen aus, mit „Scout“ bei robusten, elektrisch angetriebenen Fahrzeugen künftig in den USA ein gewichtiges Wort mitreden zu können. „Scout“ ist zudem eine bekannte Marke auf dem amerikanischen Automarkt. Bis in die frühen 1980er-Jahre wurden unter diesem Namen SUV-ähnliche Autos in den USA verkauft. Dann wurde die Produktion eingestellt, die Namensrechte lagen beim amerikanischen Lkw-Hersteller Navistar.
Neue Plattform wohl nicht in Chattanooga
Seit zwei Jahren gehört Navistar zum Volkswagen-Konzern – und damit auch die Marke „Scout“, die die Wolfsburger in den nächsten Jahren wiederbeleben wollen. Dass der Name in Nordamerika noch einen gewissen Bekanntheitsgrad besitze, reduziere das Risiko, mit einer weiteren Automarke in den USA anzutreten, hieß es in Wolfsburg.
Unter der Marke Volkswagen sei die Ausweitung des Modellportfolios kaum möglich. VW stehe für Pkw, nicht für geländegängige Fahrzeuge. Volkswagen will anfangs etwa 100 Millionen Euro in Aufbau und Entwicklung der neuen US-Tochter stecken. Größere Investitionen sind zunächst nicht geplant. Doch in den kommenden Jahren dürfte „Scout“ zu einem Milliardenvorhaben werden. Allein der Aufbau einer eigenen Fertigung wird etwa eine Milliarde Euro kosten.
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The VW Group wants to develop platform technology for the new off-road vehicles that is not based on existing European concepts such as the “modular electrification kit” (MEB). The future “Scout” models should therefore not be manufactured in the existing VW factory in Chattanooga in the US state of Tennessee. Volkswagen is now producing the ID.4 there, an electric SUV based on the MEB, which is well-known from Europe. According to the current planning status, it is unclear where a future “Scout” factory could be built in the USA.
If possible, Volkswagen does not want to finance the revival of the car brand entirely on its own. The Wolfsburg manufacturer is therefore looking for partners. An IPO could also follow later, according to corporate circles. Volkswagen is already pursuing similar financing models elsewhere. The battery division is also to be floated on the stock exchange in two to three years. VW is working with energy companies to expand the charging infrastructure.
The development of additional car brands has become almost routine business at Volkswagen in recent years. The entry-level brand “Jetta” has been in China since 2019. Four years ago, the Spanish subsidiary Seat brought the sporty brand “Cupra” to the dealers, which has now become an important source of income for Seat.
However, new car brands do not automatically mean success. Toyota wanted to establish the entry-level brand “Scion” in the USA. Because of the low sales figures, the project was discontinued in 2016 after about ten years.
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