Der Hinweis von Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess hätte kaum deutlicher sein können: „Es ist höchste Zeit“, schrieb er vor kurzem auf Linkedin über Seat. Die spanische Konzerntochter müsse „so schnell wie möglich“ profitabel werden.Seat bereitet der VW-Zentrale zunehmend Sorgen. Das Unternehmen aus Katalonien ist die einzige Pkw-Tochter, die 2020 und 2021 und damit in zwei aufeinanderfolgenden Jahren rote Zahlen geschrieben hat. Auch das erste Quartal 2022 ist nicht gut verlaufen: Fünf Millionen Euro operativer Ertrag stehen für eine Rendite von 0,2 Prozent.Seat-Chef Wayne Griffiths antwortete dem Vorstandsvorsitzenden im fernen Wolfsburg: „Ich nehme die Herausforderung an“. Retter in der Not soll die junge sportliche Marke Cupra werden, die Seat als zusätzliches Angebot vor vier Jahren aufgelegt hatte. Cupra-Modelle sind oberhalb von Volkswagen positioniert und können zu höheren Preisen verkauft werden. Mit der Sportmarke sollen die Seat-Verluste verschwinden und die spanische Tochter zu einem profitablen Autohersteller machen.
Wayne Griffiths will Cupra mit einer Produktoffensive jetzt stärken. Am Dienstagabend präsentierte die spanische VW-Tochter in der Nähe von Barcelona unweit des Firmensitzes gleich drei neue Modelle. „Griffiths tritt die Flucht nach vorn an“, hieß es dazu aus Wolfsburger Konzernkreisen. Die Verluste würden in der Zentrale immer kritischer gesehen. Seat haben einen größeren Apparat mit entsprechenden Kosten aufgebaut. Die Verkaufszahlen seien allerdings zu niedrig.
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Im Unterschied zur Marke Seat, die sich absehbar auf Modelle mit Verbrennungsmotor konzentrieren wird, soll Cupra nicht nur mit sportlichem Image, sondern auch mit einem Elektroantrieb glänzen. Die am Dienstag vorgestellten Modelle, die nacheinander bis 2025 auf den Markt kommen werden, erfüllen diese Bedingung.
Cupra-Umsatz soll sich 2022 verdoppeln
„Urban Rebel“ und „Tavascan“ sind reine Elektromodelle, der „Terramar“ ist ein Plug-in-Hybrid. Der „Terramar“, ein SUV, wird wahrscheinlich das letzte neue Cupra-Modell sein, in das noch ein Verbrennungsmotor eingebaut wird. Danach dürfte es bei der zweiten jungen Seat-Marke nur noch reine Elektroautos geben.
Im vergangenen Jahr hat die spanische Volkswagen-Tochter gut 80.000 Cupra-Fahrzeuge produziert. Wayne Griffiths nannte zwar kein konkretes Jahr, doch „mittelfristig“ sollen jährlich 500.000 Cupra-Fahrzeuge verkauft werden. Damit würde Cupra die Marke Seat übertreffen. Außerdem will Griffiths Cupra in neuen Ländern verkaufen. Ein Beispiel dafür ist Australien.
Auch an wirtschaftlichen Kennzahlen soll sich der Aufschwung von Cupra in naher Zukunft ablesen lassen. 2021 hatte die zweite Seat-Marke einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro erreicht. 2022 soll sich der Umsatz – gestützt von neuen Modellen – ungefähr verdoppeln. Zur Renditeplanung machte Griffiths keine Angaben.
Seat-Chef Griffiths präsentierte die drei neuen Elektromodelle enthusiastisch: „Ich freue mich auf den Beginn eines neuen Kapitels. Die Zukunft ist elektrisch, die Zukunft ist Cupra“, sagte er. Die junge Marke aus Spanien verbinde den modernen Elektroantrieb mit einer „emotionalen Mobilität für die nächste Generation von Autoliebhabern“.
Eine besondere Rolle spielt das künftige Einstiegsmodell „Urban Rebel“, das von 2025 an produziert und verkauft werden soll. In der Autobranche fehlen bislang preisgünstige Elektromodelle für weniger als 25.000 Euro. Das sind Autos etwa im Format eines Volkswagen Polo oder eines Opel Corsa. Tesla hatte ein solches vollelektrisches Einstiegsmodell für das Jahr 2023 angekündigt; Anfang des Jahres hat Tesla-Chef Elon Musk das Fahrzeugprojekt auf unbestimmte Zeit verschoben.
Seat will Elektrokleinwagen in Autobranche durchsetzen
Mit dem „Urban Rebel“ aus Spanien will der Volkswagen-Konzern nun Pionierarbeit für die Automobilindustrie leisten. Das elektrische Einsteigermodell soll es nicht nur von der Marke Cupra, sondern voraussichtlich als ID.2 von Volkswagen und auch als Skoda-Variante geben. In der zweiten Hälfte des aktuellen Jahrzehnts dürften von dem elektrischen Kleinwagen in allen Markenvariationen mehr als 500.000 Exemplare jährlich hergestellt werden. Die Fahrzeugentwicklung liegt dabei in den Händen von Seat.
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The Volkswagen Group wants to invest around seven billion euros in the coming years to start electric production in Spain. The main Seat plant in Martorell near Barcelona and the VW Polo factory in Pamplona will be converted for this purpose.
In addition, Volkswagen wants to build a new factory for battery cells not far from Valencia. Batteries based on iron phosphate are to be produced there. They are significantly cheaper than the lithium-ion batteries often used up to now and make a small electric car possible for less than 25,000 euros.
Seat boss Griffiths was confident that this new class of electric small cars will prevail in the car business. “We will prove that electric cars don’t have to be boring,” he said. This applies in particular to the newly planned Cupra entry-level model.
Volkswagen CEO Herbert Diess had previously defended the prominent position of the new Spanish brand. “Cupra will not replace Seat. But Cupra will help Seat to become much more profitable,” emphasized Diess. The Seat brand has a product portfolio that has never before existed with such strength and breadth. This could lead to success in the years to come.
In Spain, however, the emphasis on the Cupra brand was not accepted without objection. Criticism came from the unions and the Seat works council. The Seat brand faces an uncertain future because there are no electric cars from the traditional Spanish brand. The brand is likely to be phased out at the beginning of the next decade because combustion models will then no longer be produced.
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