Volkswagen schöpft neue Zuversicht auf dem wichtigen chinesischen Automarkt. VW-Chinachef Stephan Wöllenstein sagte am Freitag bei einem Pressegespräch in Peking: „Die ökonomischen Indikatoren bewegen sich in die richtige Richtung.“Es gebe gute Chancen, die Ausfälle aus dem ersten Halbjahr aufzuholen und ein vergleichsweise ordentliches Ergebnis für das gesamte Jahr zu erreichen. Etliche Regionen Chinas hatten im Frühjahr wegen der Corona-Lockdowns stillgestanden. Das betraf auch die Automobilindustrie und besonders Marktführer Volkswagen.Die gesamtwirtschaftlichen Folgen sind gravierend. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist im zweiten Quartal 2022 nur um 0,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gewachsen. Im Vergleich zum Vorquartal dieses Jahres schrumpfte die chinesische Wirtschaft um 2,6 Prozent.Der VW-Konzern hofft darauf, dass sich die drakonischen Covid-Maßnahmen der Regierung nicht so schnell wiederholen. Allein aus ökonomischen Gründen könne sich Chinas Führung kein zweites Mal solch schwere Eingriffe wie im April und Mai erlauben, erwartet Wöllenstein.
Auch die soziale Balance in der Volksrepublik geriete dann möglicherweise in Gefahr. Der VW-China-Chef rechnet damit, dass es bei einem erneuten Anstieg der Covid-Fallzahlen nur kleinere regionale Lockdowns geben wird und keine flächendeckenden Schließungen mehr.
Volkswagen legte im Juni um 27 Prozent zu
Dass Volkswagen China nun zuversichtlicher ist, beruht auf einem guten Verkaufsergebnis im Juni. Im dritten Monat des Frühjahrsquartals sind die Absatzzahlen für Neuwagen im gesamten Land wieder gestiegen.
ID.6 X bei der Automesse in Schanghai
Nach den Lockdowns im April und Mai war eine Besserung allgemein erwartet worden. In ganz China sind nach Angaben des Branchenverbandes PCA im Juni knapp zwei Millionen Fahrzeuge verkauft worden. Das ist ein Plus von 22 Prozent gegenüber dem Juni des Vorjahres und 43 Prozent mehr als im Mai 2022.
Auch bei Marktführer Volkswagen haben sich die Zahlen entsprechend entwickelt. Im Juni konnte die gesamte Gruppe (VW, Porsche, Audi, Skoda) rund 340.000 Fahrzeuge verkaufen, was einem Plus von 27 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat und einem Zuwachs von 47 Prozent gegenüber Mai 2022 entspricht.
VW-Manager Wöllenstein gab sich zufrieden: „Wir sind Marktführer geblieben.“ Die gesamte Gruppe komme aktuell auf einen Marktanteil von 15,5 Prozent. In den ersten sechs Monaten habe der Konzern 1,47 Millionen Autos in China absetzen können. Gegenüber dem ersten Halbjahr von 2021 ist das ein Rückgang von etwa 20 Prozent.
Der Wolfsburger Autohersteller ist auf positive Meldungen aus der Volksrepublik angewiesen. China ist für Volkswagen mit einem Anteil von etwa 40 Prozent der wichtigste Absatzmarkt. Drei bis vier Milliarden Euro an Erträgen werden von dort jedes Jahr nach Deutschland überwiesen.
Wöllenstein will Verkaufsvolumen der ID-Reihe verdoppeln
Volkswagen hofft nun, dass sich die jüngsten Erholungstendenzen in den kommenden Monaten fortsetzen. „Wir wollen so viel wie möglich aufholen“, betonte Wöllenstein. An allen Standorten in China sei die Produktion wieder hochgefahren worden. Nach Möglichkeit werde überall wieder in drei Schichten gefertigt. Vor den Covid-bedingten Schließungen im Frühjahr hatte sich Volkswagen zum Ziel gesetzt, in diesem Jahr ähnlich viele Autos zu verkaufen wie 2020.
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Mit dem aktuellen Aufschwung sei dieses Ziel wieder erreichbar geworden, sagt Wöllenstein: „Auch die Logistikketten arbeiten wieder normal.“ Außerdem helfe der Staat mit Subventionen. 2020 hatte der VW-Konzern in China etwa 3,9 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Die Versorgungskrise bei Halbleitern sei zwar noch spürbar, doch auch hier gebe es Signale einer Besserung.
Nach anfänglichen Problemen geht es für Volkswagen ebenso bei den wichtiger werdenden Elektroautos voran. Wöllenstein erklärte: Im Juni hat die Marke VW in China 17.000 E-Modelle der ID-Reihe verkauft.
Stephan Wöllenstein
Der China-Chef von Volkswagen hält an seinen Zielen fest.
(Foto: dpa)
In den kommenden Monaten will die Marke ähnliche Verkaufszahlen erreichen. Volkswagen werde das Verkaufsvolumen bei der ID-Reihe damit wie geplant im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln, als rund 70.000 Autos verkauft wurden.
Volkswagen erwägt Software-Unternehmen zu übernehmen
Die starke Marktposition des Autokonzerns in China geht auf Verkaufserfolge in den vergangenen Jahren zurück, als es nur Autos mit Verbrennungsmotor gab. Bei den neuen Elektroautos sind ähnliche Erfolge aber nicht garantiert. Denn VW steht chinesischen Anbietern von Elektroautos wie BYD, Xpeng oder Nio gegenüber, die starke Absatzzahlen melden. Der US-Hersteller Tesla besitzt in China ein eigenes Werk.
Zudem kritisierten chinesische Autokäufer Volkswagen zunehmend wegen einer wenig überzeugenden digitalen Ausstattung seiner ID-Modelle. Sie verlangen mehr Software und IT im Fahrzeug. Die Modelle von VW erfüllten lediglich die Erwartungen europäischer Kunden.
Volkswagen will deshalb die eigenen Softwareabteilungen in China vergrößern. Bis zum Jahresende soll die Zahl der Entwickler auf 1200 verdoppelt werden. Die Wolfsburger hoffen, dass sie damit die Wünsche chinesischer Kunden eher erfüllen können.
VW kurbelt Verkaufszahlen in China an
Spezieller ID-Store im Zentrum von Chengdu: Volkswagen will in der zweiten Jahreshälfte insbesondere mehr von seinen Elektroautos in China verkaufen.
(Foto: Reuters)
Wöllenstein kündigte aber nicht nur Neueinstellungen an. Auch die Übernahme anderer Softwareunternehmen ist möglich. „Im zweiten Halbjahr sind mehr Nachrichten zu erwarten“, sagte er. Spezielle ID-Shops sollen den Verkauf der E-Autos zusätzlich ankurbeln. 300 sind davon bis Ende des Jahres geplant.
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Business in China is also more important within the VW Group. Ralf Brandstätter, who was previously CEO of the Volkswagen brand in Wolfsburg, will become the new China board member on August 1. The car manager is also a member of the group board. This is intended to demonstrate to the political leadership in Beijing how important the VW Group is to business in China. The previous head of China, Wöllenstein, was not a member of the group board.
Wöllenstein also repeated that VW is sticking to its controversial plant in the Chinese province of Xinjiang. A closure is not planned. Together with its Chinese joint venture partner SAIC, the group decided to reduce production figures at the plant.
Volkswagen had been criticized by many politicians in Germany because of the factory. The Chinese government is committing serious human rights violations in Xinjiang province against the Muslim Uyghur minority.
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