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Mit der neuen Kooperation sichert VW sich auch im Falle einer neuen Chipkrise ab.
(Foto: Bloomberg)
Volkswagen steigt tiefer ins Chipgeschäft ein. Am Dienstag verkündete Cariad, die Software-Einheit des Autobauers, eine Chip-Kooperation mit STMicroelectronics (ST). Mit dem Halbleiterhersteller will Cariad die Chips für VWs Software-Einheitsplattform E2.0 entwickeln.
ST stellt die Chip-Architektur bereit, Cariad soll die Anforderungen und Funktionalitäten der Chips definieren. Die gemeinsam entwickelten Chips werden in den Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns für das Konnektivitäts- und Energiemanagement zuständig sein, außerdem für Over-the-air-Updates. Dabei wird die Fahrzeugsoftware über eine Internetverbindung aktualisiert, ohne Werkstattbesuch.
Volkswagen schließt damit einen weiteren Chip-Deal nach der Partnerschaft mit Qualcomm ab. Der US-Konzern wird VW ab 2026 mit komplexen Chips für das automatisierte Fahren beliefern, die in Zentralrechnern der Fahrzeuge verbaut werden.
Die mit ST entwickelten Chips werden überwiegend in sogenannten Zonen-Controllern zum Einsatz kommen. Zonen-Controller übernehmen einfachere Aufgaben im Auto, wie zum Beispiel die Steuerung der Klimaanlage oder die elektrische Sitzeinstellung. Bislang gibt es für jeder dieser Funktionen ein eigenes Steuergerät. Künftig übernimmt ein Zonencontroller die Funktion mehrerer Steuergeräte.
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Besonders an der Kooperation ist, dass der Auftragsfertiger TSMC Teil der Vereinbarung ist. Der größte Chiphersteller der Welt wird für den von VW und ST entwickelten Chip entsprechende Wafer-Produktionskapazitäten freihalten. „Mit der geplanten direkten Kooperation mit STMicroelectronics und TSMC gestalten wir aktiv unsere gesamte Halbleiter-Lieferkette“, teilt Murat Aksel, VW-Einkaufsvorstand mit. „Wir sorgen dafür, dass genau die Chips produziert werden, die wir für unsere Autos benötigen und sichern uns Jahre im Voraus die Versorgung mit nachgefragten Mikro-Chips“, sagt Aksel.
Die ersten Fahrzeuge mit der E2.0-Software werden frühestens 2027 auf den Markt kommen. Mit der Kooperation will Volkswagen tiefer in die Chip-Lieferkette eindringen und sich frühzeitig vorbereiten, um einen erneuten Chipmangel zu vermeiden.
Schlechte Erfahrungen während Chipmangel
Anfang 2020 machte sich im Zuge der Coronakrise eine Mangellage bei der Halbleiterversorgung bemerkbar. Zulieferer wie Bosch oder Continental auf der einen Seite und Autobauer auf der anderen Seite haben sich dafür gegenseitig die Schuld gegeben.
STMicroelectronics
Die mit ST entwickelten Chips werden überwiegend in sogenannten Zonen-Controllern zum Einsatz kommen.
(Foto: Reuters)
Aus Sicht der Autobauer hätten die Zulieferer, die bislang Chiplieferverträge direkt mit den Halbleiterherstellern abschließen, während der Corona-Lockdowns die abgerufene Chipliefermenge bei den Herstellern zu stark gesenkt. Diese hatten die Produktionskapazitäten dann anderweitig vergeben.
Die Autozulieferer wiederum beteuern, dass sie die Chip-Abrufmenge an die Prognosen der Pkw-Produktionszahlen angepasst hätten. Doch neben Corona seien weitere externe Faktoren hinzugekommen, etwa ein Brand in einer wichtigen Chipfabrik in Japan und der allgemeine Rohstoffmangel, die die Halbleiterversorgung zusätzlich beeinträchtigt hätten.
VW-Chef Herbert Diess hatte sogar persönlich interveniert und versucht die Auftragsfertiger wie TSMC davon zu überzeugen, mehr Wafer für die Autoindustrie herzustellen. Doch Diess war bei den Chip-Konzernen abgeblitzt. Die Autoindustrie müsse sich hinsichtlich neuer Produktionskapazitäten wie jede andere Industrie hinten anstellen, hieß es von den Auftragsfertigern. Die Folge: Volkswagen hat im vergangenen Jahr weniger als neun Millionen Fahrzeuge abgesetzt.
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With the ST cooperation, Volkswagen will now bypass the large suppliers that supply the carmaker directly, so-called Tier 1. “In the future, Tier 1 suppliers of the group should only use the system-on-chips developed jointly by ST and Cariad or the standard microcontrollers,” says the Cariad software unit.
On the one hand, this relieves the burden on the suppliers, since they can no longer be held responsible for another lack of chips. On the other hand, Bosch, for example, has currently invested billions in its own production of microcontrollers. They should not be used in the future vehicles of the Volkswagen Group with the E2.0 standard software.
With the partnership, Cariad is also venturing into chip development for the first time. Volkswagen wants to expand its competencies here. The cooperation with ST is the first step, says Cariad technical director Lynn Longo. “In the future we also want to get involved in the co-development of high-performance semiconductors for complex functions.”
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