German Handelsblatt: New plant opened: Daimler Truck wants to take off in China – despite adverse conditions005283

Der weltgrößte Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck baut seinen Bestseller, die Sattelzugmaschine Actros, ab jetzt auch in China. Nach jahrelangen Vorbereitungen eröffnete der schwäbische Dax-Konzern am Freitag im Norden von Peking eine neue Fabrik, in der zunächst rund 1300 Beschäftigte arbeiten werden.Umgerechnet eine halbe Milliarde Euro haben Daimler und sein Joint-Venture-Partner Foton Motor in die Fertigung auf einer Fläche von mehr als 400.000 Quadratmetern investiert. Bisher hat die Gemeinschaftsfirma BFDA, an der beide Unternehmen jeweils die Hälfte der Anteile halten, vor Ort ausschließlich preiswerte Lastwagen unter der Marke Auman produziert.Nun will Daimler Truck in China endlich auch das Stammlogo Mercedes-Benz in der Breite etablieren. „Wir sind zuversichtlich, mit dem neuen Produkt richtig durchstarten zu können“, erklärte Karl Deppen, der im Vorstand von Daimler Truck das Asiengeschäft verantwortet. Der Mercedes Actros werde speziell auf die Bedürfnisse der chinesischen Kunden angepasst und sei „das richtige Produkt zur richtigen Zeit“.
Dabei wirkt das Timing eigentlich eher unglücklich. „Die Bedingungen sind gerade wirklich nicht optimal“, konstatiert Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Aufgrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen zwischen China und dem Westen hat etwa der Autobauer Opel erst vor wenigen Tagen seine geplante Expansion ins Reich der Mitte abgesagt.

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Die strikte Null-Covid-Politik, die mit wiederkehrenden Lockdowns für Millionenmetropolen einhergeht, würgt zudem die Wirtschaft ab. „Chinas Ruf als Investitionsstandort erodiert“, warnte kürzlich Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer in Peking. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt schottet sich zusehends ab und durchläuft eine Wachstumsschwäche.
Verkaufsminus von 60 Prozent
Insbesondere das stark von der Konjunktur abhängige Transportgewerbe leidet. Nach acht Geschäftsmonaten wurden in der Volksrepublik laut dem Fachmedium „China Trucks“ lediglich etwa 471.500 schwere Lastwagen neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang der Verkäufe von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Wir sehen auch für das dritte und vierte Quartal keine starke Erholung“, bekundet Daimler-Manager Deppen. Seine Branche erlebe ein schwieriges Jahr mit teils „massiven Einbrüchen“ in China. Dennoch ist der einstige Controller der „festen Überzeugung“, dass es Sinn ergebe, gerade jetzt in den Markt mit dem Actros einzusteigen.
„Wir sehen den Transportbedarf und glauben, dass wir dort einen Mehrwert bieten können: größere Effizienz, geringere Verbräuche und Emissionen“, betont Deppen. Zudem sei China der weltgrößte Markt für schwere Lastwagen. „Größer als die USA, Europa und Japan zusammen“.

Seine Botschaft ist klar: Mercedes muss stärker in Fernost präsent sein, der Import einiger Tausend Fahrzeuge pro Jahre reiche nicht. Mit der lokalen Fertigung des Actros, des mit Abstand meistverkauften Sattelschleppers der Schwaben, soll nun eine neue Ära anbrechen.
Zu den geplanten Stückzahlen gibt sich Deppen zwar schmallippig, aber frühere Aussagen seiner Kollegen lassen erahnen, in welchen Dimensionen Daimler Truck denkt. Ursprünglich wollte das Unternehmen, das sich vom Luxusautohersteller Mercedes-Benz abgespalten hat, spätestens 2020 mit dem Actros in China starten. Und zwar „mit Stückzahlen im fünfstelligen Bereich“, wie Ex-CEO Wolfgang Bernhard Ende 2016 angekündigt hatte.
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Doch Bernhard verließ Daimler Truck wenig später. Auf ihn folgte Martin Daum, der den Nutzfahrzeughersteller seither als Vorstandschef führt und an die Börse gebracht hat. Unter Daum wurde der Marktstart in China auf 2022 verschoben, die Ziele blieben dennoch ambitioniert. „China kann eines Tages unser größter Markt für den Actros werden“, erklärte Daum vor fast zwei Jahren. Der Manager prophezeite damals „erhebliche Stückzahlen“ in den kommenden Jahren.

Was ihn bis heute so optimistisch stimmt, ist ein grundsätzlicher Wandel im chinesischen Markt für große Fernlaster. War bis vor einigen Jahren in Fernost für lokale Spediteure und Transportdienstleister vor allem der Anschaffungspreis das Kriterium schlechthin bei der Auswahl der Flottenfahrzeuge, rücken mittlerweile auch die Gesamtbetriebskosten in den Fokus.
Nur Diesel-Lkw, kein Elektro-Truck
Die sogenannte Total Cost of Ownership (TCO) beschreibt alle Kosten, die im Laufe des Lebenszyklus einer Sattelzugmaschine anfallen – vom Kaufpreis über Aufwendungen für Wartung und Service bis hin zum Spritverbrauch. Vermeintlich teurere Laster können über verbrauchsärmere Motoren und geringere Standzeiten infolge von geringerem Verschleiß im Endeffekt oft die günstigere Wahl sein.
Darüber hinaus professionalisiert sich das Transportgewerbe in China zusehends – auch dank eines immer besser ausgebauten Straßennetzes. Westliche Anbieter sehen nun ihre Chance gekommen. Neben Daimler Truck wollen bis Jahresende auch die beiden schwedischen Rivalen Volvo Trucks und Scania in der Volksrepublik mit eigenen Produktionsstätten für ihre Marken an den Start gehen.
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“Everyone hears the sales bells ringing, but the European manufacturers will need staying power,” believes CAM director Bratzel. “Business in China is like riding a razor blade at the moment.” The political influence is great. The car professor also criticizes the fact that Daimler Truck initially only wants to offer the Actros as a combustion engine and not as an electric one. “In a market like China, you also have to come up with new technologies, just coming with diesel is not enough.”
Daimler manager Deppen appeased. Even in China, the ultimate “hotspot” for zero-emission drives, more than nine out of ten articulated lorries with diesel engines are still being sold. The market is also very price-sensitive, says Holger Scherr, President and CEO of the Chinese Daimler joint venture BFDA. “We need to get a cost level where we can gain a foothold in the volume market in China.”
For this, the Swabians have greatly reduced the variance of the China Actros. While hauliers in Germany can mathematically choose from billions of different configuration options and hardly any truck that leaves the main plant in Wörth is the same as the previous one, Daimler Truck in China offers targeted package solutions.
“That’s the big difference,” says Scherr. “It helps us that we are more focused and have simpler processes.” In order to ramp up business in China, Daimler Truck selected and trained a total of 150 local suppliers. In addition, Mercedes will offer the China Actros for sale at more than 100 sales and service centers along the most important logistics routes in the country.

For comparison: In all of Australia, the Dax group has only half as many trading partners. This shows the great effort Daimler Truck puts into trying to be successful in the Far East.
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