Großer Anspruch, kleine Resultate: So lässt sich die Elektro-Offensive von Mercedes-Benz bisher zusammenfassen. Kein anderer deutscher Autobauer hängt aktuell noch so stark am Verbrenner wie die Marke mit dem Stern. Lediglich fünf Prozent der Pkw-Verkäufe der Stuttgarter sind reine Stromer. Zum Vergleich: Beim Volkswagen-Konzern sind es sechs Prozent, bei der BMW-Gruppe mehr als acht Prozent.Dabei verfolgt Mercedes eigentlich die ambitionierteste Elektrifizierungsstrategie unter den heimischen Fahrzeugherstellern. Die Schwaben wollen in weniger als acht Jahren möglichst nur noch vollelektrische Neuwagen ausliefern. „Damit das gelingt, muss Mercedes langsam Volumen zeigen“, konstatiert Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM).
Doch der EQC, der erste Strom-SUV von Mercedes, ist ein Ladenhüter. Die kleineren Fabrikate EQA und EQB überzeugen technisch nur bedingt. Und die beiden Spitzenmodelle EQS und EQS SUV sind nichts für die breitere Masse. Mit der Limousine EQE und vor allem dem davon abgeleiteten EQE SUV hofft Mercedes nun auf seine ersten echten Elektro-Bestseller.
Am Sonntag feierte der fast fünf Meter lange Sportgeländewagen in Paris seine Weltpremiere. Der EQE SUV biete „alles“, wonach Kunden rund um den Globus gerade suchen würden, bekundete Mercedes-Chef Ola Källenius: viel Platz, eine auskömmliche Reichweite von bis zu 590 Kilometern und gratis „Hot-Stone-Massagen“.
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Das Auto gleiche einem „Designstudio auf Rädern“, das sich dank der optional verfügbaren Hinterachslenkung besonders einfach manövrieren lasse. Källenius verspricht zudem dank einer Kooperation mit Apple Music und Dolby Atmos ein Klangerlebnis, das jenem in hochwertigen Konzertsälen mindestens ebenbürtig ist. Kurzum: Der Schwede hält den EQE SUV für eine Allzweckwaffe.
Tatsächlich handelt es sich um das absehbar volumenstärkste Stromfabrikat von Mercedes, heißt es intern. Auch unabhängige Experten bescheinigen der Baureihe gute Erfolgsaussichten. „Wir sehen in der Autoindustrie gerade drei Wachstumstreiber: Elektrofahrzeuge, SUVs und Premium“, erklärt Frank Biller, Analyst bei der LBBW in Stuttgart. „Mit dem EQE SUV deckt Mercedes alle Ebenen ab.“
„Der EQE-SUV ist für Mercedes vor allem für den US-Markt von großer Bedeutung“, ergänzt Kapitalmarktkenner Daniel Röska von Sanford C. Bernstein. „Hier wird der Konzern noch nicht wirklich als Hersteller von Elektroautos wahrgenommen.“ Das liege unter anderem daran, dass Mercedes bis vor Kurzem überhaupt kein größeres Elektro-SUV in den USA im Programm hatte.
Crossover für China, G-Klasse mit Riesenbatterie
Das ändert sich nun. Der EQE SUV wird sogar ausschließlich in den Vereinigten Staaten gebaut, in Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama. Dort fertigt Mercedes schon seit Jahren den GLE, einen der wichtigsten Renditegaranten des Konzerns. Der EQE SUV ist das vollelektrische Pendant des GLE und soll früher oder später ähnlich erfolgreich sein.
Intern traut man sich zu, mehrere Zehntausend Fahrzeuge pro Jahr zu verkaufen. Extern sind die Prognosen etwas konservativer, die Experten von IHS-Markit rechnen etwa mit einem Absatzvolumen von zunächst etwas mehr als 30.000 Autos pro Jahr. So oder so ist Mercedes beim EQE SUV, der technisch auf der Elektroplattform EVA2 basiert, zum Erfolg verdammt.
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Because apart from an electric crossover, which is to be offered exclusively in China, and a G-Class with a giant battery, the next major market launches of new power brands are not planned until around 2025. However, Mercedes must already have the electric share of total sales by 2026 increase by almost 50 percent in order to prepare production and the supplier network for a share of up to one hundred percent by the end of the decade, explains Bernstein analyst Röska.
Long range
The EQE should combine modern on-board technology, a range of almost 600 kilometers and dynamic driving characteristics with plenty of space – says Mercedes.
(Photo: Mercedes)
At the same time, the financial expert recommends a gradual ramp-up of electric cars. In his view, Mercedes should not switch to “electric only” too soon. “One must not forget: the gross margin of the EVA2 models is still not particularly good compared to combustion engines. As we know from other manufacturers, it’s easy to talk about a difference of sometimes seven to eight percentage points.”
LBBW expert Biller also expects that Mercedes electric sales will only increase sharply around 2025 with the new MMA and MB.EA platforms. “Then we will also see the tipping point for electric cars. From then on, there will be hardly any incentive to continue building combustion engines on a large scale,” says Biller. Not least because the fleet limits for emissions of climate-damaging carbon dioxide will be tightened again in Europe in the middle of the decade.
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