Ungeachtet globaler Spannungen baut die Volkswagen-Tochter Traton ihr Geschäft in China aus. Derzeit entsteht in Rugao bei Shanghai ein neues Lkw-Werk, das 2025 mit der Produktion starten soll, wie Traton-Chef Christian Levin im Gespräch mit dem Handelsblatt bestätigte. Von dort will die Traton-Marke Scania ihre Lastwagen für den asiatischen Markt fertigen, unter anderem um Transportkosten und -wege zu minimieren.Scania wäre der erste westliche Lkw-Hersteller mit einer eigenständigen Fertigung in China. Bis zu 50.000 Fahrzeuge im Jahr soll die Fabrik einmal produzieren können. „Wir brauchen China, um unsere Position auf dem Weltmarkt zu verbessern“, sagte Levin. Ohne die Volksrepublik werde es nicht gehen, das Land sei global der größte Markt.
Vier von zehn Lkws über sechs Tonnen Gewicht werden in China verkauft. Aktuell kooperiert Traton in der Volksrepublik mit dem chinesischen Hersteller Sinotruk, an dem die VW-Tochter 25 Prozent der Anteile hält. Wie groß die Gewinne oder Umsätze sind, die Traton in China erwirtschaftet, kommuniziert das Unternehmen nicht.
Mit der Zusammenlegung der Truck-Marken wie Scania und MAN unter dem Dach von Traton hatte der VW-Konzern den Anspruch formuliert, an die Spitze der Industrie vorzustoßen. Das Unternehmen hat zwar mittlerweile mit gut 30 Milliarden Euro Umsatz zum Wettbewerb aufgeschlossen, liegt aber hinter den Konkurrenten Volvo und Daimler Truck.
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Im vergangenen Jahr erwarb das börsennotierte Unternehmen darum auch den US-Hersteller Navistar, um die globale Präsenz auszubauen. So wollte der Konzern die Stückzahlen steigern und die hohen Entwicklungskosten wieder einspielen. China ist der nächste Schritt in dieser Strategie.
Traton in China: Erfolgslose Vergangenheit
Schon in früheren Jahren hatte Traton versucht, in der Volksrepublik Fuß zu fassen – allerdings ohne Erfolg. Die Fahrzeuge waren zu sehr mit Technik aufgeladen und für chinesische Kunden zu teuer. Inzwischen habe sich der Markt weiterentwickelt, sagte Levin. Nachgefragt würden nun auch hochwertige Nutzfahrzeuge.
Der Schritt kommt dennoch zu einer ungewöhnlichen Zeit: Auch wenn die deutsche Industrie im chinesischen Absatzmarkt viel Geld verdient, versuchen viele Konzerne aktuell, ihre Abhängigkeit zu reduzieren. Die wachsenden Spannungen im Taiwankonflikt und die offensive Außenpolitik der Chinesen nähren Ängste, dass sich das Verhältnis der Volksrepublik zum Westen weiter verschlechtern könnte.
Eskalieren die Streitigkeiten, könnten die Geschäfte in China verloren gehen – ähnlich wie es nach dem Angriff auf die Ukraine im russischen Markt der Fall war.
Traton-Chef Christian Levin
Raus aus Russland nach 29 Jahren, rein nach China.
(Foto: Volkswagen AG)
Dort hatte Traton nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs den Rückzug aus dem Land angekündigt. Bis zum Ende des ersten Quartals 2023 soll dieser Plan abgeschlossen sein, sagte Levin. „Wir verlassen den Markt dann nach 29 Jahren, was mich traurig stimmt.“ Mittelfristig sehe er keine Chance, dass Traton nach Russland zurückkehre. „Das ist ein langfristiges Thema.“
Der CEO hält die Gefahren für beherrschbar
Auch der Gefahr in China ist sich Traton-Chef Levin bewusst. „Die aktuelle Entwicklung mit dem Krieg in der Ukraine und den Verwerfungen um China sind ein Rückschlag für eine globalisierte Welt“, sagte er. Nicht nur Staaten müssten sich in diesem Umfeld vorsichtig verhalten. „Dies gilt auch für uns als Industrieunternehmen.“
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Levin sieht nach eigenen Worten durchaus die Probleme mit China in Bezug auf Handelskonflikte mit den USA, Klimaziele und die Menschenrechtslage. Doch es sei aus einer Sicht leichter „auf solche Themen Einfluss zu nehmen, wenn man selbst vor Ort ist“. Als Teil des VW-Konzerns, der zu den größten ausländischen Firmen in China gehört, hält er die Gefahren für Traton für beherrschbar.
VW ist wie viele andere deutsche Unternehmen abhängig vom Geschäft in und mit China. Dort erwirtschaftet der Wolfsburger Konzern rund 40 Prozent seines jährlichen Gewinns – Geld, das der Autobauer für die Transformation zum Hersteller digital vernetzter Elektrofahrzeuge braucht. Auch Traton muss dringend in neue Antriebe, Assistenten und autonome Systeme investieren – und sucht daher nach neuen Erlösquellen wie eben China.
Gleichzeitig verläuft der Verkauf in der EU insgesamt weiter schleppend. Während es bei großen Lastern und Bussen im Oktober aufwärts ging, sorgte der Abschwung bei Kleintransportern auch in der Gesamtsicht für den 16. Monat mit Rückgängen in Folge, wie der europäische Herstellerverband Acea am Donnerstag mitteilte. Die Neuzulassungen von Nutzfahrzeugen gingen gegenüber dem Vorjahr insgesamt um 8,5 Prozent auf 132.360 Fahrzeuge zurück.
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Traton boss Levin not only wants to sell trucks in China, but also to further develop his company technologically. Intensive research is being carried out in the People’s Republic. “New technologies are emerging there that we want to be involved in,” he says. If his company does not notice certain trends, it is fatal.
Similar to cars, trucks and buses are to be electrified and digitally networked with each other. In a few years, trucks will be able to navigate the roads autonomously even faster than cars. Self-driving commercial vehicles are considered a key technology that costs many billions of euros to develop. China in particular has recently been able to catch up considerably in this discipline.
Despite the energy crisis, high inflation and high interest rates, Levin is currently confident about the truck business – also because Traton has raised prices by at least ten percent in all markets. Many orders were left behind in the corona crisis and are now being processed. “Customers are paying the new prices,” says Levin.
Nevertheless, truck production at the Volkswagen subsidiary is still not fully utilized. He knows that this development will not last forever, says Levin. “But we have to keep our foot on the accelerator.”
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