German Handelsblatt: Automotive industry: “Brexit didn’t hurt us” – This is how the VW luxury brand Bentley made the comeback005872

Luxus geht immer. Mit dieser Selbstvergewisserung trösten sich Automobilhersteller gewöhnlich in Krisenzeiten. Für die britische Edelmarke Bentley ist das allerdings eher eine neue Erfahrung: 2018 schrieb die VW-Tochter noch einen dreistelligen Millionenverlust und stand mit dem Rücken zur Wand. „Dieses Jahr ist das erfolgreichste Jahr unserer Geschichte“, sagt Bentley-Chef Adrian Hallmark heute.Das Unternehmen hat die Kosten in den vergangenen vier Jahren nach seinen Angaben um ein Viertel gesenkt und die Verkaufszahlen um 40 Prozent gesteigert. Mit einer Stückzahl von 15.000 Luxuskarossen pro Jahr, die im Durchschnitt mehr als 200.000 Euro kosten, ist das Werk im nordenglischen Crewe voll ausgelastet. Das Unternehmen sei schuldenfrei und werde seine geplanten Investitionen von 2,5 Milliarden Pfund (etwa 2,86 Milliarden Euro) aus dem Cashflow finanzieren, so der Chef.
Mit einer Gewinnmarge von rund 23 Prozent dürfte Bentley inzwischen auch zu den Ertragsperlen des VW-Konzerns gehören. Im ersten Halbjahr 2022 machte die englische Tochter einen Gewinn von knapp 400 Millionen Euro – das ist mehr als im gesamten Vorjahr.

Auch die Folgen des britischen EU-Austritts hat das Unternehmen nach den Worten des Managers gut gemeistert. „Der Brexit hat uns nicht wehgetan“, versichert der 55-Jährige und schätzt die zusätzlichen administrativen Kosten für das Unternehmen auf nur rund sechs Millionen Pfund pro Jahr.

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Für Großbritannien sehe die Brexit-Bilanz jedoch deutlich schlechter aus: „Es steht außer Frage, dass die direkte oder indirekte Verdrängung Hunderttausender produktiver, williger Arbeitskräfte aus dem Arbeitsmarkt zu Engpässen im Gastgewerbe, in der Logistik und in allen möglichen Branchen geführt hat. All das verringert die Wirtschaftstätigkeit.“
Kein Börsengang für Bentley geplant
Die Luxusmarke selbst entwickelt sich dagegen bestens. Dass Bentley wie Porsche an die Börse gebracht werden könnte, sieht Hallmarkt in absehbarer Zeit jedoch nicht. „Es ist nichts geplant. Sag niemals nie, man kann nie wissen. Aber das ist nicht der Plan“, so der Brite vor Journalisten in Crewe.
Als Ferdinand Piëch 1998 die Luxusmarke im Zuge eines Bietergefechts mit BMW erwarb, glaubte kaum jemand, dass der Kauf mehr als eine Liebhaberei des legendären Porsche-Enkels werden könnte. Warum er mehr als eine Milliarde D-Mark für Bentley ausgegeben habe, wurde Piëch später von den Kritikern gefragt. „6 Minuten 48 Sekunden“, hat er geantwortet, berichtet Hallmark. Das war der Rundenrekord, mit dem der legendäre Bentley „Blower“ 1930 im 24-Stunden-Rennen von Le Mans die Konkurrenz von Mercedes abgehängt hatte.

Heute steht der Rennwagen zusammen mit 17 anderen Modellen in der neu gebauten „Heritage Garage“ in Crewe und gilt mit einem geschätzten Liebhaberpreis von mehr als 20 Millionen Pfund (32 Millionen Euro) als der teuerste Bentley der Welt.

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Das Erfolgsgeheimnis für den Turnaround besteht jedoch nicht nur aus Einsparungen und Produktivitätsfortschritten in Crewe. Das Image von Bentley lebt weiter von der Handarbeit, und so findet man bei der Montage auch nur einen Roboter. Es dauert bis zu 130 Arbeitsstunden, um eine Luxuskarosse zusammenzubauen. 30 Mechaniker brauchen mehr als 13 Stunden, um aus fast 300 Einzelteilen den legendären 12-Zylinder-Motor zu fertigen.
Elektro statt 12-Zylinder
Damit fährt aber nur noch ein Viertel aller Bentleys in Crewe vom Band. Auch das neue Spitzenmodell „Batur“ wird zunächst noch mit einem 730 PS starken 12-Zylinder-Verbrennungsmotor angeboten. Dass der „Batur“ gleichzeitig den Übergang ins elektrische Zeitalter markieren soll, mutet deshalb etwas komisch an.
„Bis 2030 werden wir nur noch Fahrzeuge mit Elektromotoren bauen“, verspricht jedoch Hallmark. Schon heute fährt jeder fünfte neue Bentley mit einem Hybridmotor. „Wir werden dadurch sicherlich einige Kunden verlieren“, sagt der Bentley-Chef, der das Unternehmen seit 2018 führt. Die allermeisten werde man jedoch überzeugen.

Im wichtigen chinesischen Markt dürfte Bentley mit seiner Elektrostrategie auf offene Ohren stoßen. Bei einigen Kunden aus arabischen Ölstaaten könnte es schwieriger werden.

Das Ende des Verbrennungsmotors ist auch bei Bentley in Sicht.

Motorenfertigung im Bentley-Werk in Crewe.

(Foto: Bloomberg)

Ohnehin glaubt Hallmark nicht, dass das Image der Luxusmarke vom Brummen eines 12-Zylinder-Motors abhängt. Das eigentliche Rezept des Erfolgs von Bentley seien die Sonderanfertigungen nach ganz individuellen Wünschen der Kunden. Dazu hat das Unternehmen unter dem Namen des früheren Karosseriebauers Mulliner eine eigene Fertigung eingerichtet, die wie eine exklusive Tüftler-Werkstatt anmutet und, so sagt der Mulliner-Chef Paul Dickinson, „fast alles macht, was die Kunden wünschen“. Selbst eine pinkfarbene Inneneinrichtung wurde schon eingebaut.
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Car door side panels in Indian stone or 5000 year old dark East Anglian riverwood – no problem. That can cost an extra £5,000 per door. Only skins from Scandinavian bulls are used for the leather upholstery in the Bentleys. “The leather isn’t stretched by pregnancy compared to cows and has less bug bite imperfections,” said Bentley spokesman Greg Drury.

More than 712 stitches account for each diamond diamond sewn into the highest quality Mulliner models. But the customer then has to put more than 71,000 pounds per seat on the table.
Custom orders for the super rich are the key to success
“Every car is unique,” says Mulliner boss Dickinson. In front of him, hidden under a tarpaulin, are three custom-made special models from the luxurious “Bacalar” convertible series, which customers will be collecting in the next few days. On the opposite wall, nine of the twelve frames for pictures from the strictly limited series are still free. Depending on the features and model, the toys of the super-rich can cost well over a million pounds.

For the coming year, Bentley boss Hallmark wants to step on the brakes. “We don’t want to flood the market,” he says, pointing out that orders in China have suffered somewhat as a result of the lockdowns there. Overall, however, Bentley came through the current crises well, although the war in Ukraine had meanwhile brought the company to the brink of a production stop that threatened its existence.

Bentley sources wiring harnesses from Ukrainian suppliers and feared having to shut down production for months. “If you can’t work for four or five months, you’re basically bankrupt,” says Hallmark. But the British were also able to master this bottleneck.
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