Volkswagen geht in China gegen mögliche Graumarkt-Exporte nach Russland vor. Wie ein Unternehmenssprecher auf Anfrage bestätigte, sollen in China produzierte VW-Fahrzeuge nicht nach Russland exportiert werden. Schon im vergangenen Jahr – unmittelbar nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine – hatte der Wolfsburger Autohersteller seine Exporte aus Europa nach Russland gestoppt. Doch mit Graumarkt-Exporten aus China könnte diese Sanktion unterlaufen werden.Zwischen Russland und China gibt es enge wirtschaftliche Beziehungen, das gilt auch für das Autogeschäft. Wie es ergänzend aus Konzernkreisen in Wolfsburg hieß, gibt es gerade bei Gebrauchtfahrzeugen „etablierte Handelsrouten aus China nach Russland“. Gebrauchte Autos sind also immer wieder aus der Volksrepublik nach Russland verkauft worden.
Auf das Gebrauchtwagengeschäft kann ein Hersteller wie VW keinen Einfluss nehmen, weil die Fahrzeuge nicht mehr in seinem Eigentum sind. Doch die schon länger etablierten Handelsrouten bei gebrauchten Fahrzeugen könnten chinesische Graumarkt-Händler nun dazu nutzen, auch in China produzierte Neuwagen nach Russland zu verkaufen.
Volkswagen China agiert recht autonom
Die Lücken auf dem russischen Neuwagenmarkt, die durch die Lieferstopps aus dem Westen entstanden sind, könnten theoretisch durch den Verkauf chinesischer VW-Modelle geschlossen werden. Volkswagen in China agiert vergleichsweise autonom und ist nur eingeschränkt mit dem Wolfsburger Konzern verbunden.
VW betreibt in der Volksrepublik überwiegend Joint Ventures mit staatlichen chinesischen Autoherstellern, was den Einfluss der deutschen Seite begrenzt. Auch die Geografie würde Exporte erleichtern: China und Russland verbindet eine mehr als 4000 Kilometer lange Grenze, die sich nicht immer vollständig kontrollieren lässt. Neuwagen aus China können deshalb immer wieder nach Russland gelangen.
„Graumarkt-Exporte sind nie auszuschließen“, verlautet dazu aus dem VW-Konzern. Allerdings gebe es keine Hinweise darauf, dass das Neuwagengeschäft von China nach Russland derzeit in großem Stil betrieben werde. Die VW-eigenen Händler seien angewiesen, keinen Export in andere Länder zuzulassen. Bislang produziert Volkswagen China ausschließlich für den chinesischen Markt.
Volkswagen führt eine schwarze Liste
Volkswagen hat allerdings keinen unmittelbaren Einfluss auf wirtschaftlich unabhängige chinesische Graumarkt-Händler, die sich Neuwagenkontingente sichern könnten. Der VW-Konzern versucht deshalb, einen möglichen Graumarkt-Export grundsätzlich und von vornherein zu unterbinden.
Wie der Autohersteller in Peking bestätigte, gibt es im Unternehmen eine sogenannte „Blacklist“, in der auffällige chinesische Fahrzeuggroßhändler verzeichnet sind. Solche Händler dürften in der Vergangenheit schon einmal einen Export in andere Länder versucht haben.
Diese Unternehmen würden grundsätzlich nicht mit den eigenen Autos beliefert, heißt es dazu von Volkswagen. Deshalb sei es nur schwer möglich, Fahrzeuge von China aus nach Russland zu verkaufen. Ersatzteile würden von der chinesischen Volkswagen-Tochter ebenfalls nicht nach Russland vertrieben.
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Der VW-Konzern hatte sich nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine mehr oder minder für die vollständige Aufgabe des eigenen Russland-Geschäfts entschieden. Gleich im Frühjahr 2022 wurde der Verkauf neuer Fahrzeuge eingestellt. Ersatzteillieferungen gibt es nur noch begrenzt im Rahmen von Garantieansprüchen.
VW-Werk in Kaluga
Seit einem Jahr stehen die Bänder des russischen Werkes still.
(Foto: Bloomberg/Getty Images)
Volkswagen hatte recht schnell einen Verkaufsstopp beschlossen. Schwerer tut sich der Wolfsburger Konzern mit den eigenen Produktionsstätten, allen voran mit der eigenen Pkw-Fabrik in Kaluga südwestlich von Moskau. Andere Autohersteller wie etwa Toyota und Renault haben ihre eigene Fahrzeugproduktion in Russland bereits aufgegeben.
Bei Volkswagen bleibt es nach wie vor unklar, wie es mit der Fabrik in Kaluga und ihren rund 4000 Beschäftigten weitergehen soll. Die Produktion ruht dort nun schon bald ein ganzes Jahr.
Volkswagen dürfte Werk in Russland aufgeben
Russischen Presseberichten zufolge spricht Volkswagen mit potenziellen Käufern aus Kasachstan und aus Russland. Skoda-Vorstandschef Klaus Zellmer hatte Ende vergangenen Jahres im Gespräch mit dem Handelsblatt gesagt, „dass wir derzeit alle Möglichkeiten sondieren“. In den „kommenden Monaten“ könne eine Entscheidung fallen. Skoda ist innerhalb des VW-Konzerns für das gesamte Russland-Geschäft verantwortlich.
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At the beginning of June last year, Volkswagen ended its joint venture with the Russian automaker GAZ, which belongs to the empire of oligarch Oleg Deripaska. In the industrial city of Nizhny Novgorod east of Moscow, the two companies had been producing VW and Skoda models together for a good ten years.
The VW Group employed around 200 of its own staff in Nizhny Novgorod. The German car manufacturer had presented a severance package for these employees. Anyone who had left the company voluntarily was paid their VW salary until the end of the year.
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