Interieur des VW-Elektroautos ID.4
Der größte deutsche Autobauer hat das Infotainment als Kaufgrund lange Zeit verschlafen.
(Foto: Volkswagen AG)
Google oder nicht? Das war zuletzt die große Frage, als es um Volkswagens Kooperationen im Infotainmentbereich ging. Und tatsächlich könnte sich Deutschlands größter Autobauer über einen neuen App-Store für den amerikanischen Tech-Konzern öffnen.
In der Google-Diskussion blieb jedoch ein Markt stets außen vor: China. Dort sind die Dienste des Suchmaschinenkonzerns gesperrt. Auch viele andere westliche Apps laufen in dem Land nur eingeschränkt. Für die Autobauer heißt das: Sie müssen sich andere Partner suchen.
Einen solchen hat VW nun gefunden. Am Donnerstag gab VWs Softwareeinheit Cariad die Gründung eines Joint Ventures mit dem chinesischen Softwareanbieter Thundersoft bekannt. Die Mehrheit hält die chinesische Seite mit 51 Prozent, Cariad ist zu 49 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt. Der Zusammenschluss muss noch von den Behörden genehmigt werden.
VW investiert zweistelligen Millionenbetrag in Infotainment in China
Thundersoft ist in China für seine Betriebssystemtechnologien im Mobilfunk, IoT- und Automotive-Bereich bekannt. Im Joint Venture mit VW soll der Fokus auf dem Entwickeln und Testen von Software für die Bereiche Konnektivität und Infotainment liegen. Dabei soll auch Software für die Betriebssysteme der Autos, für Mensch-Maschine-Interaktionen im Cockpit und für Cloud-Anwendungen geschrieben werden. Die Anwendungen sollen in VWs bestehendes Infotainmentsystem integriert werden.
Aus Konzernkreisen heißt es, dass VW einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in die Kooperation steckt. Weitere Partnerschaften würde man in dem Bereich nicht ausschließen, heißt es weiter. Im Infotainment zählen Huawei, Tencent und Alibaba zu den wichtigsten Spielern in China.
Konzept eines smarten Cockpits in China
VW will beim Infotainment durch eine neue Kooperation mehr Geschwindigkeit erreichen.
(Foto: Cariad)
Die Partnerschaft mit Thundersoft sei ein wichtiger Schritt, um die digitale Transformation bei VW in China zu beschleunigen und „mehr maßgeschneiderte Innovationen in China für China zu entwickeln“, erklärte Ralf Brandstätter, bei VW verantwortlich für das Geschäft in dem asiatischen Land. Einen ersten Schritt in diese Richtung war VW bereits im Oktober gegangen, als die Deutschen eine Zwei-Milliarden-Euro-Kooperation mit dem chinesischen KI-Spezialisten Horizon Robotics im Bereich autonomes Fahren bekannt gaben.
Auch wenn die jetzige Thundersoft-Investition für VW-Dimensionen deutlich geringer ausfällt, ist der Infotainmentbereich in China extrem wichtig – und ein Bereich, den deutsche Autobauer lange Zeit vernachlässigt haben. Denn anders als in Deutschland sind für chinesische Konsumenten Unterhaltungs-Apps im Fahrzeug vom Filmestreamen bis zur Karaoke-Maschine ein zentrales Kaufkriterium.
Bereits im Herbst 2021 fand die Unternehmensberatung Oliver Wyman in einer Umfrage heraus, dass 80 Prozent der Fahrzeughalter in China bereit wären, die Automarke zu wechseln, wenn sie bessere digitale Dienste erhalten. In Europa wären nur 40 Prozent der Autofahrer zu diesem Schritt bereit.
VW muss in China mit seinen Elektroautos unbedingt Anschluss finden. Noch verkaufen die Wolfsburger in Fernost vor allem Verbrenner, allerdings mit sinkender Tendenz. Zwar konnte die Kernmarke VW in China die Auslieferungszahlen seiner vollelektrischen ID-Autos 2022 auf rund 140.000 verdoppeln.
>> Also read: VW and Mercedes let Google and Apple deeper into the car
At the same time, the US carmaker Tesla sold more than three times as many cars in China. The Chinese brand BYD even sold 790,000 pure electric cars in its home market. This is shown by figures from the analysis provider Marklines.
VW CEO Blume has board members fly to Shanghai for a management conference
At the Shanghai Auto Show, the largest motor show in the world, VW boss Oliver Blume has therefore appointed the entire board for the coming week. For Germany’s largest car manufacturer, the market is about a lot, if not to say existence. Volkswagen sells almost 40 percent of its annual production in China. However, Tesla and the Chinese e-car manufacturers are significantly more advanced than the competition from Germany when it comes to digitization.
Because the markets are so different – and because the regulations in authoritarian China dictate it – it has long been a premise under VW China Board Member Brandstätter to increasingly develop vehicles in China for China. This also applies to digital features. The software unit Cariad alone has doubled its number of employees in China to around 900 within the past twelve months.
In January, Brandstätter said to journalists in Berlin: Anyone who doesn’t offer cars in China in two or three years that largely drive themselves on the autobahn “will probably no longer be able to sell vehicles”.
For the infotainment area, software boss Dirk Hilgenberg emphasizes that the new joint venture is a commitment to “provide scalable, innovative solutions for infotainment and connectivity in China more quickly”. Time is ticking for VW.
More: Why the electric offensive by BMW, VW and Mercedes in China is faltering