Cockpit im Porsche Cayenne
Auch beim Infotainment will der Sportwagenhersteller seinem Luxusanspruch gerecht werden.
Ein Fußballspiel im Auto verfolgen – das war mit den vorhandenen Bordmitteln bisher nur übers Autoradio möglich. Bei Porsche könnte sich das bald ändern: Im On-Board-Infotainment des Sportwagenherstellers dürfte dann auch der Bezahlsender und Sportstreamingdienst Dazn abrufbar sein. Eine entsprechende Kooperation hatte Dazn im Zuge des Champions-League-Finales am vergangenen Wochenende publik gemacht und auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn veröffentlicht. Auch die VW-Softwareeinheit Cariad soll an der Umsetzung arbeiten.
Zu den Details der neuen Kooperation halten sich beide Partner aber noch bedeckt. Dazn erklärte auf Anfrage des Handelsblatts, die Kooperation stecke „noch in den Kinderschuhen“; Porsche bestätigte, dass man mit mehreren Partnern im Infotainmentbereich im Gespräch sei, darunter auch mit Dazn. Verkünden wolle man konkrete Partnerschaften aber zu einem späteren Zeitpunkt.
Mehrheitlich gehört Dazn dem britisch-ukrainischen Milliardär Leonard Blavatnik und seinem Konglomerat Access Industries. In Deutschland ist der Streamingdienst vor allem bekannt, weil einige Partien der Fußball-Bundesliga dort exklusiv verfügbar sind. So überträgt der Streamingdienst seit 2021 alle Freitags- und Sonntagsspiele der Bundesliga, insgesamt 106 Partien. Auch die meisten Spiele der Uefa Champions League werden auf Dazn gezeigt.
Erst Netflix, nun Dazn: Porsche macht das Auto zum zweiten Wohnzimmer
Mit der neuen Partnerschaft folgt Porsche einem Trend. Denn das vernetzte Autos soll künftig zum zweiten Wohnzimmer der Kunden werden. Bereits bei der Präsentation des neuen Cayenne gab Porsche bekannt, dass künftig auch der US-Streamingdienst Netflix auf den großen Bildschirmen des SUV abrufbar sein soll. Für den Beifahrer ist der Dienst sogar während der Fahrt verfügbar. Der Fahrer kann sich Inhalte in Ruhepausen anschauen. Ähnlich dürfte es auch bei der Dazn-Integration laufen.
Als wahrscheinlich gilt, dass die Anwendung auch im neuen elektrischen Spitzenmodell Macan verfügbar sein wird. Das erklärt auch, warum sich Porsche aktuell noch zurückhält mit einer konkreten Ankündigung. Das Auto soll 2024 auf den Markt kommen und auf der neuen Softwarearchitektur 1.2 laufen, die auch von Audi genutzt und bei Cariad entwickelt wird.
Dazn-Moderatorin Laura Wontorra
Der Streamingdienst will auf möglichst allen Geräten empfangbar sein – künftig auch im Auto.
(Foto: IMAGO/Beautiful Sports)
Die VW-Softwaretochter startet im Juli mit einem konzernweiten App-Store. Bei der Premiummarke Audi soll der App-Store zuerst eingebunden werden. Danach folgen sukzessive weitere Marken des Konzerns. Der Store soll auch Teil des Infotainmentsystems in der neuen 1.2er-Software sein. Über den App-Store könnten damit auch andere Marken von dem Dazn-Deal profitieren.
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Denn der Sportstreamingdienst würde sich gut in das Portfolio der vorhandenen Partner-Apps bei VW eingliedern. Zu den ersten Partnern des Stores gehören Streaming- und Unterhaltungsdienste wie Spotify, Tiktok und Amazon Music. Anfang Juni verkündete Cariad zudem eine Kooperation mit dem Videokonferenzservice Webex. Neben Unterhaltung soll damit künftig auch Arbeiten in Autos des VW-Konzerns möglich sein.
Mehr Partnerschaften unter VW- und Porsche-Chef Oliver Blume
Anders als sein Vorgänger Herbert Diess setzt Konzernchef Oliver Blume, der auch Porsche führt, im Softwarebereich deutlich stärker auf Partnerschaften und Kooperationen. Galt einst das starre Ziel, dass man 60 Prozent aller Anwendungen selbst entwickeln solle, ist der Angang unter dem Management von Blume ein deutlich pragmatischerer.
Demnach soll vereinfacht gesagt alles, was softwareseitig entscheidend für die Funktionsweise und Sicherheit des Fahrzeugs ist, im Verantwortungsbereich von Konzern, Marken und der Softwareeinheit Cariad liegen. Bei allem anderen will der Konzern auch mit Partnern zusammenarbeiten.
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Cariad itself will examine in the coming weeks and months where strategic partnerships make sense and where not. Blume recently replaced almost the entire board of the software unit. The new Cariad boss Peter Bosch has only been in office since June 1st.
Recently, Porsche had often played a leading role in the VW Group when it came to technology partnerships. The Intel subsidiary Mobileye wants to produce driver assistance systems in the field of automated driving in the future with the sports car manufacturer. In principle, the deal is also open to other VW brands, but was explicitly announced as a Porsche deal.
It was also made public in January that the sports car manufacturer Porsche could also integrate applications from the search engine group Google into its infotainment systems. Here, too, Porsche would be a pioneer. In spring, Mercedes-Benz announced a comprehensive Google cooperation in infotainment, which has since been considered groundbreaking in the German automotive industry. So you can definitely be curious about the further announcements at a later date.
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