E-LKW auf der IAA
Die Elektro-Trucks von Daimler Truck sollen den Hersteller merklich profitabler werden lassen.
(Foto: Reuters)
Vom chronischen Underperformer zum Börsenstar: Das ist erkennbar das Ziel von Daimler Truck. Nachdem der weltgrößte Hersteller schwerer Lastwagen und Busse am späten Montagabend seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr bereits merklich angehoben hatte, stellt der Dax-Konzern seinen Aktionären nun auch längerfristig deutlich mehr Profit in Aussicht.
Konkret soll die bereinigte Umsatzrendite des Nutzfahrzeugproduzenten bis 2030 auf zwölf Prozent ansteigen – „sonnige Bedingungen“ vorausgesetzt. Das kündigten die Schwaben am Dienstag im Rahmen eines Kapitalmarkttages in Boston an.
2022 konnte Daimler Truck im Industriegeschäft lediglich eine adjustierte Marge von 7,7 Prozent erzielen. Dieses Jahr streben die Schwaben bereits eine Gewinnspanne von bis zu zehn Prozent an. Gelingt dieser Sprung, wäre es ein Novum. Denn der Fahrzeughersteller versäumt es seit Jahrzehnten, seine branchenweit einmalige Größe in starke Erträge umzumünzen. Kleinere Wettbewerber wie die Volvo Group oder Paccar wirtschaften seit jeher profitabler.
Martin Daum, Vorstandschef von Daimler Truck, will das zügig ändern – indem er das einstige Zweitgeschäft des Luxusautoherstellers Mercedes-Benz noch größer macht. So sollen die Erlöse des Unternehmens zwischen 2025 und 2030 um 40 bis 60 Prozent zulegen. Einen konkreten Zielbetrag nennt Daimler Truck dabei nicht, er lässt sich jedoch grob herleiten.
Geht man vom Vorjahresumsatz in Höhe von 51 Milliarden Euro aus, dürfte der Konzern einen Zuwachs der Erlöse bis zum Ende der Dekade auf 71 bis 81 Milliarden Euro anpeilen. Je nach Annahme könnte das Umsatzziel aber noch deutlich darüber liegen, heißt es intern. Drei Bereiche hat der Konzern als Wachstumstreiber identifiziert: das Servicegeschäft, elektrische Trucks und den potenziellen technologischen Durchbruch beim autonomen Fahren.
Kernprodukt Elektro-Lkw
Kurzfristig bietet der verstärkte Fokus auf die Wartung, Reparatur und Finanzierung von Fahrzeugen sowie der Verkauf von Ersatzteilen die größten Chancen. Im Vergleich zu Konkurrenten hat Daimler Truck seinen Dienstleistungsbereich lange vernachlässigt. Dabei lassen sich hier deutlich höhere Margen erzielen als mit dem reinen Verkauf von Lkw und Bussen.
Mittlerweile steuert Daimler Truck hier konsequent um und eröffnet aktuell in Europa alle drei Monate eine Niederlassung. Zudem offeriert der Konzern seit Ende 2021 in immer mehr Märkten eigene Leasing- und Versicherungsangebote. Das Vertragsvolumen liegt bereits bei mehr als 24 Milliarden Euro.
Mittelfristig hofft der Dax-Konzern zudem auf einen Boom bei Elektrolastern. Der Konzern kalkuliert damit, dass batterieelektrisch angetriebene Sattelschlepper in Kernmärkten wie Europa ab 2024 günstiger sein könnten als vergleichbare Dieselfahrzeuge.
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Diese Annahme gilt für die sogenannten Gesamtbetriebskosten bei Lastwagen wie denen der Actros-Baureihe. Dabei werden die Ausgaben für Sprit und Strom, Wartung, Reparaturen, Mautgebühren sowie der Wiederverkaufswert betrachtet – und nicht nur der Anschaffungspreis. Letzterer wird bei Akku-Trucks wohl immer höher sein als bei Verbrennern, was wiederum den Umsatz von Daimler Truck in die Höhe treiben dürfte.
Der Konzern mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen will dem seit hundert Jahren dominanten Dieselmotor aber noch nicht gänzlich abschwören. In einer Übergangsphase werde der Selbstzünder weiter eine „wichtige Rolle“ spielen, auch aufgrund fehlender Lade- und Tankinfrastruktur für emissionsfreie Alternativen.
Dividende bei Daimler Truck soll stark steigen
Langfristig schwört Daimler Truck vorwiegend auf elektrische Antriebe. Bis 2030 sollen in Europa, Japan und den USA etwa 60 Prozent der Neufahrzeuge eine Batterie oder eine Wasserstoff-basierte Brennstoffzelle als Energiequelle nutzen. Besonders im Fernverkehr soll Wasserstoff ab Mitte des Jahrzehnts für Spediteure der Energieträger der Wahl werden.
Für Spezialfahrzeuge wie Betonmischer, den Unimog oder SLT-Schwerlaster von bis zu 250 Tonnen Gesamtgewicht dürften aber weder Batterie noch Brennstoffzelle infrage kommen. Daher erwägt Daimler Truck für Anwendungen mit einem sehr hohen Leistungsbedarf seinen schweren Dieselmotor so umzurüsten, dass er auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden kann. Der Wasserstoff-Verbrennungsmotor wird aktuell bereits beim Unimog erprobt. Die Baureihe wird oft im Winterdienst oder im Gartenbau eingesetzt.
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Meanwhile, Daimler Truck expects significant income from other new technologies. The group assumes that from 2030 it will be able to generate more than three billion dollars in sales and one billion dollars in profits with autonomous driving systems. The Swabians are pursuing a dual strategy here: On the one hand, the acquired start-up Torc is researching autopilot solutions for trucks, and on the other hand, Daimler is equipping the Google subsidiary Waymo with its vehicles.
The shareholders should also benefit more from the booming business. Daimler Truck wants to buy its own shares worth up to two billion euros. In addition, the company intends to distribute up to 60 percent of its net income to the owners as a dividend in the future – previously it was 40 percent.
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