Martin Daum, CEO des Fahrzeugbauers Daimler Truck
Der Konzernchef warnt vor dem Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD).
(Foto: dpa)
Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat eindringlich vor den negativen Auswirkungen eines Erstarkens der AfD für die deutsche Wirtschaft gewarnt. „Wir sind ein globales Unternehmen, natürlich schadet uns draußen in der Welt ein Aufschwung des Nationalismus in Deutschland“, sagte Daum dem Magazin „Focus“. „Wenn wir um uns rum, außerhalb unserer Grenzen, immer nur die Bösen sehen, den Feind – dann hat diese Haltung immer zum Desaster geführt.“
Die AfD hat zuletzt immer höhere Umfragewerte erreicht. Bundesweit sehen mehrere Institute die Partei mittlerweile zwischen 19 und 23 Prozentpunkten. In Ostdeutschland liegen die Werte deutlich höher. Im September 2024 wird in Brandenburg, Sachsen und Thüringen gewählt – und in allen drei Bundesländern ist die Partei in Umfragen derzeit mit Abstand stärkste politische Kraft.
Auch auf Bundesebene hinterlässt der gegenwärtige Höhenflug der AfD seine Spuren. Die drei Koalitionsparteien zusammen sind inzwischen weit von einer Mehrheit entfernt. Selbst die stärkste Regierungspartei SPD liegt nicht nur weit hinter der stärksten Oppositionskraft CDU/CSU – die Sozialdemokraten sind von der AfD sogar von Platz zwei verdrängt worden.
Daum führt den starken Zulauf zu der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuften Partei auf eine große Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Regierungspolitik zurück. „Die AfD hat zwar auch keine Idee, geschweige denn eine Lösung. Aber sie nutzt die Wut und den Ärger, und schürt dabei die Illusion, dass früher alles besser war“, sagte er.
„Aber im Ernst“, fügte der CEO des Nutzfahrzeugbauers hinzu, „wer will zurück in die Welt von gestern? Ich will nicht so leben wie meine Großmutter.“ Er beneide daher mit Blick auf das derzeitige gesellschaftliche Klima keinen Politiker in Regierungsverantwortung.
Forsa-Chef Güllner zum Aufstieg der AfD: „Die Stimmung in der Bevölkerung ist extrem ernst“
„Auf der einen Seite wollen wir die Welt retten, auf der anderen Seite wollen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland retten – und die Seiten stehen sich unversöhnlich gegenüber“, erläuterte Daum. Zudem wolle man den Klimawandel bekämpfen, aber es dürfe nichts kosten. „Auch sein Verhalten möchte niemand grundlegend ändern.“
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However, climate neutrality means that everyone either has to limit themselves or accept higher costs. “We have to endure that,” emphasized the CEO. “Of course, this leads to the question: How do we get this done without the people rebelling?” Daum added. “It’s very annoying for me when the reaction is: Then we’ll just vote for AfD.”
The popularity of the party could increase significantly. Forsa boss Manfred Güllner believes further gains are possible for the AfD from the rapidly growing group of dissatisfied non-voters. “28 to 29 percent of eligible voters would currently not vote for any party. There is a risk that these dissatisfied non-voters will also become AfD voters,” said Güllner to the Düsseldorf “Rheinische Post”.
The democratic parties have to be “very careful,” warned the pollster. “The mood among the population is extremely serious.” People have the feeling that the parties do not care about what really concerns and worries them in everyday life. “Hence the great alienation between politics in Berlin and the electorate,” explained Güllner.
“Many people have the feeling that things are really going downhill in Germany; they are terrified of social decline.” The economic situation is perceived as very bad. “The traffic light government can no longer sugarcoat this,” Güllner continued. The voting behavior of the Union and FDP together with the AfD in Thuringia will probably further reduce the support for the Union and FDP.
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