Auf Sparkurs – Volkswagen in Wolfsburg
Volkswagen-Kraftwerk in Wolfsburg: Die vielen Krisen in der Welt zwingen Europas größten Autohersteller zum Sparen.
(Foto: Bloomberg)
Volkswagens Kernmarke muss sparen. Anders sind die massiv steigenden Kosten nicht mehr auszugleichen: Rohstoffe, Gas und Strom werden rasant teurer. Wegen des Ukrainekriegs fehlen wichtige Bauteile, die Produktion ruht in Teilen. Zusätzlich erlebt China, der wichtigste Absatzmarkt von VW, gerade eine neue Corona-Infektionswelle.
Der Finanzvorstand der Marke Volkswagen Pkw, Alexander Seitz, hat deshalb neue Sparschritte angekündigt. „Es gibt da nicht den einen Schlüssel, wir brauchen einen kompletten Werkzeugkasten mit verschiedenen Maßnahmen“, sagte er im Gespräch mit dem Handelsblatt. Dabei sollen auch die Krisenerfahrungen aus den vergangenen zwei Jahren mit Coronapandemie und Chipmangel helfen.
Die VW-Kernmarke erzielte 2021 trotz der Chipkrise ein verbessertes Ergebnis. Zwar sank die Zahl der Pkw-Auslieferungen um gut 400.000 auf 4,9 Millionen. Den operativen Gewinn aber konnten die Wolfsburger auf etwa 2,5 Milliarden Euro mehr als verfünffachen. Die Rendite stieg von 0,5 auf 3,3 Prozent.
Die Fixkosten lagen mehr als eine Milliarde Euro unter dem Niveau des Jahres 2019, vor dem Beginn der Coronapandemie. Auch Patrick Hummel, Automobilanalyst der Schweizer Großbank UBS bestätigt: „Die Fixkosten entwickeln sich gut.“
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In das Jahr 2022 sind die Wolfsburger vorsichtig gestartet. Laut Finanzvorstand Seitz gehe es „um eine vorausschauende und wirtschaftliche Volumensteuerung“ bei der Fahrzeugproduktion. Das Unternehmen müsse sich ein kostenoptimiertes Produktionsziel setzen. VW wolle nicht um jeden Preis mehr Autos verkaufen, sondern vor allem höherwertige Fahrzeuge in den richtigen Vertriebskanälen platzieren.
Volkswagen will beim Personal sparen und vorsichtig investieren
Sparen will der VW-Manager auch beim Personal. Vor zwei Jahren hatte Volkswagen zu Beginn der Coronapandemie den „Level Freeze“ eingeführt, der Neueinstellungen von außerhalb des Unternehmens kaum noch erlaubt. Diese zurückhaltende Personalpolitik will VW-Vorstand Seitz auch in diesem Jahr beibehalten. Nur in Bereichen mit starker Zukunftsausrichtung wie etwa IT und Software soll es Neueinstellungen geben.
Auch bei den Neuinvestitionen bleibt Volkswagen zurückhaltend. Seitz sprach davon, dass Volkswagen im vergangenen Jahr gut 15 Prozent weniger investiert habe als 2020. Das Investitionsvolumen habe das Niveau der Jahre 2008 und 2009 erreicht.
Große und zentrale Investitionsprojekte wie die geplante „Trinity“-Autofabrik in Wolfsburg seien davon nicht betroffen. Seitz will sich auf Investitionsvorhaben konzentrieren, die schnell Geld in die Kassen des Unternehmens spülen.
Weitere Kostensenkungen plant die Wolfsburger Kernmarke in der Vermarktung. „Beim Marketing werden wir unsere Kundengruppen noch gezielter ansprechen“, kündigte Finanzvorstand Seitz an. Es werde nicht mehr jedes Auto im gewohnten Umfang beworben. Volkswagen wolle sich auf bestimmte Modelle konzentrieren, wie aktuell den neuen Elektrotransporter ID.Buzz. Umfassende Rabattaktionen und Verkaufsnachlässe werde es ebenfalls nur noch in geringerem Umfang geben.
Weniger Nickel, höhere Preise
An den stark steigenden Rohstoffkosten kann Volkswagen nur in der Einkaufsmenge etwas ändern. Ein besonderes Beispiel dafür ist Nickel, das für die Batterien im Elektroauto gebraucht wird. Allein für dieses Metall fallen für Volkswagen pro Batterie Kosten von etwa 1000 Euro an. Die Wolfsburger wollen den Nickelanteil in den Batterien daher reduzieren.
Außerdem setzt Volkswagen auf eine breiter aufgestellte Rohstoffstrategie, bei der zum Beispiel auch Lithium-Eisenphosphat-Batterien ohne Kobalt und Nickel eine Rolle spielen. Seitz sagte dazu: „Wir brauchen eine Pluralität der Technologien.“
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Volkswagen had increased sales prices in Germany twice in the past year. Seitz does not want to rule out that this will happen again in the foreseeable future. “At some point this will have to be discussed,” he emphasized, “after the exact situation of the effects of the war has been surveyed and all possible cost potentials have been explored.”
Seitz gave the all-clear for the cable harnesses, which suppliers no longer delivered to Volkswagen from their Ukrainian plants to the usual extent after the outbreak of war. “We can already partly compensate for this with deliveries from Morocco and Romania,” said Seitz.
Volkswagen hopes for a quick end to the war in Ukraine. The longer the war lasts, the more serious the upheavals in the entire economy could become. Then Volkswagen would be threatened with further savings efforts. “However, we further strengthened our resilience in 2021, which is a crucial help for us in this situation in particular,” concluded CFO Seitz.
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