Lange hatten die Lobbyisten des Verbrennungsmotors in Brüssel gekämpft. Am Mittwochabend besiegelte das Parlament der Europäischen Union wohl ihre Niederlage. Das Gremium hat ein Verkaufsverbot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor ab 2035 beschlossen. Dass die Mitgliedsländer zustimmen, gilt als wahrscheinlich.Die Verbrenner-Lobbyisten wollten erreichen, dass zumindest sogenannte E-Fuels, synthetisch hergestellte CO2-neutrale Kraftstoffe, in den CO2-Flottenverbrauch eingerechnet werden. Dadurch hätte die Autoindustrie ein komplettes Verbrenner-Verbot verhindern können. Doch auch den E-Fuels schob das Parlament einen Riegel vor.Das sorgt für Unruhe in der Industrie. Zwar hatte kaum ein Autobauer damit gerechnet, dass Verbrenner in Europa auch nach 2035 noch zugelassen werden dürfen. Mercedes begrüßt die Entscheidung etwa ausdrücklich: „Bis 2030 sind wir bereit, überall dort vollelektrisch zu werden, wo es die Marktbedingungen zulassen“, sagte der Leiter des Bereichs Außenbeziehungen des Konzerns, Eckart von Klaeden, am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur.
Doch manche Hersteller, wie Porsche, haben sich bei den E-Fuels stark exponiert. Der Sportwagenbauer schlägt innerhalb des VW-Konzerns einen Sonderweg ein. In Chile investiert die VW-Tochter rund eine halbe Milliarde Euro in den Bau einer Anlage zur Produktion von synthetischen Kraftstoffen.
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Dementsprechend verhalten fällt die Reaktion von Porsche aus. Man sehe E-Fuels nach wie vor als sinnvolle Ergänzung zur CO2-neutralen Mobilität. Porsche verfolge eine klare Antriebsstrategie. „Wir setzen auf einen Dreiklang aus E-Modellen, Plug-in-Hybriden und Benzinern“, teilt der Autobauer mit.
Auf die Frage, ob ein negatives Votum der EU bei den Investitionsplänen in Chile einkalkuliert wurde, will Porsche allerdings nicht antworten. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) an der Fachhochschule Bergisch Gladbach, rechnet mit Gegenwind für Porsches Strategie. „Ich gehe davon aus, dass sich nach der Entscheidung des EU-Parlaments das E-Fuel-Engagement für Porsche schwieriger gestalten wird. Es wird nicht ausreichen, nur Pkw-Kunden mit synthetischen Kraftstoffen zu beliefern“, sagt Bratzel. Porsche werde stärker auf die Nachfrage aus der See- und Luftfahrtbranche angewiesen sein, wo die Elektrifizierung des Antriebs bislang nicht möglich ist.
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Deutlicher als Porsche wird Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Mit ihrem Beschluss habe das EU-Parlament eine „Entscheidung gegen die Bürger, gegen den Markt, gegen Innovationen und gegen moderne Technologien getroffen“, sagt Müller. Aus Sicht des VDA brauche es E-Fuels, um die Klimaziele zu erreichen.
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CAM-Direktor Bratzel wundert sich über Müllers Äußerungen nicht. „Die Autoindustrie hat beim Thema E-Fuels den VDA vorgeschickt. Doch das ist wieder einmal schiefgegangen“, sagt der Autoexperte. Wenn die EU-Staaten dem Votum des Parlaments folgen, werde auch die „Hintertür“, die sich die E-Fuel-Vertreter erhofft hatten, geschlossen.
Zulieferer ohne Alternative stehen mit dem Rücken zur Wand
Vor allem Zulieferer hatten auf diese Hintertür gesetzt. Einige kleine und mittelständische Zulieferer in Deutschland befinden sich noch am Anfang der Transformation. Eine Übergangsphase mit E-Fuel-Antrieben hätte diesen Unternehmen mehr Zeit für die Transformation verschafft. Jetzt ist klar: Ab 2035 wird es wirtschaftlich keinen Sinn mehr machen, Pkw-Komponenten für Verbrennungsmotoren in Europa herzustellen.
Bratzel rechnet mit einem früheren Rückzug. „Ich gehe davon aus, dass Zulieferer ihre Produktion von Komponenten für den Verbrennungsmotor noch deutlich vor dem Jahr 2035 in Europa einstellen werden“, sagt er. Zulieferer, die jetzt noch immer kein alternatives Geschäftsfeld zum Verbrennungsmotor hätten, stünden nach der E-Fuel-Entscheidung mit dem Rücken zur Wand.
Plug-in-Hybride fallen unter E-Fuel-Aus
Der CDU-Europaabgeordnete Christian Ehler sieht die Entscheidung deswegen kritisch. „Ich finde es schwierig, dass ein halbes Parlament applaudiert, wenn es gerade hunderttausende Arbeitsplätze riskiert hat“, sagt er dem Handelsblatt.
Auch größere deutsche Zulieferer wie ZF sind von der Entscheidung des Parlaments nicht begeistert. „Gerade für die Bestandsflotte ist eine CO2-Minderung nur über E-Fuels möglich, weshalb wir diese als interessante Ergänzung und Übergangslösung zur Elektrifizierung sehen“, teilt der Stiftungskonzern mit.
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Among other things, ZF supplies car manufacturers with special transmissions for plug-in hybrids. Without the e-fuel exemption, however, plug-in hybrids are now also subject to the combustion engine ban.
The EU Council of Ministers can still overturn the ban on combustion engines
The vote of the European Parliament is clear. But there is one last hope for combustion engines: In the EU, laws must be passed by both Parliament and the Council. The governments of the member states are represented in the Council, with Environment Minister Steffi Lemke (Greens) speaking for Germany. She made it clear that Germany is behind the combustion engine exit.
But there are also voices against the ban from 2035 in the Council of Member States, such as the Czech Republic, Slovakia and Hungary, where the supplier industry is strong. The rules stipulate that the council must agree on a draft law by a qualified majority. 15 of the 27 EU countries must agree, representing at least 65 percent of the EU population.
Interest group welcomes combustion engine and e-fuel ban
However, it is considered likely that this majority will be achieved. Then the subsequent trilogue negotiations, in which Parliament, the Council and the EU Commission have to agree on a final version of the law, should no longer bring any surprises.
Transport & Environment, an interest group for sustainable mobility, welcomes the decision of the EU Parliament. The association calls on the EU environment ministers to follow Parliament’s vote on synthetic fuels. “Allowing synthetic fuels in passenger cars would be an expensive and wasteful detour,” says T&E’s Alex Keynes.
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This article first appeared on 06/09/2022 at 16:11.