Den Ort des ersten Kapitalmarkttags seit knapp zwei Jahren hat Daimler Truck bewusst ausgesucht. Der Dax-Konzern lud am Dienstag in das einst größte Elektrizitätswerk der Welt in Boston. „Daimler Truck treibt die Transformation zu nachhaltigen Antrieben voran“, sagte Konzernchef Martin Daum vor rund 50 Analysten und Reportern. „Wir haben einen klaren Plan. Und wir wollen, dass unsere Aktionäre profitieren.“Der Plan lautet: vom chronischen Underperformer zum Börsenstar zu werden. Nachdem der weltgrößte Hersteller schwerer Lastwagen und Busse am späten Montagabend seine Umsatz- und Gewinnerwartungen für das laufende Geschäftsjahr bereits merklich angehoben hatte, stellt Daimler Truck seinen Aktionären nun auch längerfristig deutlich mehr Profit in Aussicht.Konkret soll die bereinigte Umsatzrendite des Nutzfahrzeugproduzenten bis 2030 auf zwölf Prozent ansteigen – „sonnige Bedingungen“ vorausgesetzt. Das kündigten die Schwaben am Dienstag im Rahmen eines Kapitalmarkttages in Boston an.
2022 konnte Daimler Truck im Industriegeschäft lediglich eine adjustierte Marge von 7,7 Prozent erzielen. Dieses Jahr streben die Schwaben bereits eine Gewinnspanne von bis zu zehn Prozent an. Gelingt dieser Sprung, wäre es ein Novum. Denn der Fahrzeughersteller versäumt es seit Jahrzehnten, seine branchenweit einmalige Größe in starke Erträge umzumünzen. Kleinere Wettbewerber wie die Volvo Group oder Paccar wirtschaften seit jeher profitabler.
Vorstandschef Daum will das zügig ändern – indem er das einstige Zweitgeschäft des Luxusautoherstellers Mercedes-Benz noch größer macht. So sollen die Erlöse des Unternehmens zwischen 2025 und 2030 um 40 bis 60 Prozent zulegen. Einen konkreten Zielbetrag nennt Daimler Truck dabei nicht, er lässt sich jedoch grob herleiten.
Geht man vom Vorjahresumsatz in Höhe von 51 Milliarden Euro aus, dürfte der Konzern einen Zuwachs der Erlöse bis zum Ende der Dekade auf 71 bis 81 Milliarden Euro anpeilen. Je nach Annahme könnte das Umsatzziel aber noch deutlich darüber liegen, heißt es intern. Drei Bereiche hat der Konzern als Wachstumstreiber identifiziert: das Servicegeschäft, elektrische Trucks und den potenziellen technologischen Durchbruch beim autonomen Fahren.
Daimler Truck: Kernprodukt Elektro-Lkw
Kurzfristig bietet der verstärkte Fokus auf die Wartung, Reparatur und Finanzierung von Fahrzeugen sowie der Verkauf von Ersatzteilen die größten Chancen. Im Vergleich zu Konkurrenten hat Daimler Truck seinen Dienstleistungsbereich lange vernachlässigt. Dabei lassen sich hier deutlich höhere Margen erzielen als mit dem reinen Verkauf von Lkw und Bussen.
Mittlerweile steuert Daimler Truck hier konsequent um und eröffnet aktuell in Europa alle drei Monate eine Niederlassung. Zudem offeriert der Konzern seit Ende 2021 in immer mehr Märkten eigene Leasing- und Versicherungsangebote. Das Vertragsvolumen liegt bereits bei mehr als 24 Milliarden Euro. Seit 2019 seien die Service-Einnahmen bereits um 15 Prozent gestiegen, so Daum.
Mittelfristig hofft der Dax-Konzern zudem auf einen Boom bei Elektrolastern. Der Konzern kalkuliert damit, dass batterieelektrisch angetriebene Sattelschlepper in Kernmärkten wie Europa ab 2024 günstiger sein könnten als vergleichbare Dieselfahrzeuge.
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Diese Annahme gilt für die sogenannten Gesamtbetriebskosten bei Lastwagen wie denen der Actros-Baureihe. Dabei werden die Ausgaben für Sprit und Strom, Wartung, Reparaturen, Mautgebühren sowie der Wiederverkaufswert betrachtet – und nicht nur der Anschaffungspreis. Letzterer wird bei Akku-Trucks wohl immer höher sein als bei Verbrennern, was wiederum den Umsatz von Daimler Truck in die Höhe treiben dürfte.
Der Konzern mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen will dem seit hundert Jahren dominanten Dieselmotor aber noch nicht gänzlich abschwören. In einer Übergangsphase werde der Selbstzünder weiter eine „wichtige Rolle“ spielen, auch aufgrund fehlender Lade- und Tankinfrastruktur für emissionsfreie Alternativen.
Dividende bei Daimler Truck soll stark steigen
Langfristig schwört Daimler Truck vorwiegend auf elektrische Antriebe. Bis 2030 sollen in Europa, Japan und den USA etwa 60 Prozent der Neufahrzeuge eine Batterie oder eine Wasserstoff-basierte Brennstoffzelle als Energiequelle nutzen. Besonders im Fernverkehr soll Wasserstoff ab Mitte des Jahrzehnts für Spediteure der Energieträger der Wahl werden.
Für Spezialfahrzeuge wie Betonmischer, den Unimog oder SLT-Schwerlaster von bis zu 250 Tonnen Gesamtgewicht dürften aber weder Batterie noch Brennstoffzelle infrage kommen. Daher erwägt Daimler Truck für Anwendungen mit einem sehr hohen Leistungsbedarf seinen schweren Dieselmotor so umzurüsten, dass er auch mit grünem Wasserstoff betrieben werden kann.
„Bisher hat sich die Wasserstoffstrategie von Daimler Truck auf Brennstoffzellen fokussiert“, sagte Daum. Es gebe jedoch noch eine weitere Alternative für bestimmte Einsatzfelder: „Wenn der Wasserstoff-Verbrennungsmotor politisch unterstützt wird, können wir schnell agieren und unseren Kunden entsprechende Fahrzeuge zur Verfügung stellen.“ Beim Unimog wird er bereits erprobt. Die Baureihe wird oft im Winterdienst oder im Gartenbau eingesetzt.
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Meanwhile, Daimler Truck expects significant income from other new technologies. The group assumes that from 2030 it will be able to generate more than three billion dollars in sales and one billion dollars in profits with autonomous driving systems. The Swabians are pursuing a dual strategy here: On the one hand, the acquired start-up Torc is researching autopilot solutions for trucks, and on the other hand, Daimler is equipping the Google subsidiary Waymo with its vehicles.
The shareholders should also benefit more from the booming business. Daimler Truck wants to buy its own shares worth up to two billion euros. In addition, the company intends to distribute up to 60 percent of its net income to the owners as a dividend in the future – previously it was 40 percent.
Savings should also make this possible. Fixed costs are expected to fall by 15 percent by 2025. Daimler Trucks intends to cut more than 2,700 jobs in Brazil, for example by outsourcing logistics.
Daimer Truck relies on joint venture with Toyota
Daimler Truck also relies on partnerships. The group is developing fuel cells with its rival Volvo Trucks, and the joint subsidiary Cellcentric is “open to other customers”. In battery cell production in North America, another cooperation is about to be concluded. And the development cooperation with Deutz should be expanded.
Daimler Truck only wants to advance the use of the hydrogen combustion engine on its own. “The hydrogen internal combustion engine is a slightly modified diesel engine, the rest of the drive train remains the same,” explained Chief Technology Officer Andreas Gorbach.
One challenge is the reorganization in East Asia: while the group is the market leader in North America with its Freightliner brand and is also doing good business in Europe, the Asia division developed disappointingly.
Despite an increase in sales and turnover of nine percent each, the operating profit in 2022 collapsed by 60 percent to 171 million euros. The margin of the Trucks Asia division, which includes the Japanese brand Fuso, fell from 7.2 to 2.6 percent.
Daimler Truck wants to counteract this: by merging Fuso with Hino Motors from the Toyota group. According to Daimler, the Japanese market is simply too small for so many independent players.
The merger should combine forces. Important from a Swabian point of view: the legal risks that lie with Hino, since the company had stated its exhaust gas values too low for around two decades, remain with Toyota. The new joint venture will not be burdened by this, according to group circles.
When asked about new competitors such as Tesla, whose electric truck Semi is to go into mass production by 2024, Daum emphasized that the competition was taken seriously. In the USA, however, they have a market share of 40 percent for heavy trucks – this is not easy to beat.
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First publication: 07/11/2023, 2:01 p.m. (last updated on 07/11/2023, 5:45 p.m.).